Henri Feur (1837-1926) war ein französischer Glasmaler, der hauptsächlich Bleiglasfenster für Kirchen im südlichen Frankreich schuf. Er übernahm 1877 die Werkstatt von Joseph Villiet, die 1850 in Bordeaux gegründet worden war, und führte sie dann bis in das Jahr 1908.
Im Jahr 1900 entwarf Feur die Glasfenster für die Krypta der neu erbauten römisch-katholischen Kapelle zur Auferstehung in seiner Heimatstadt Bordeaux (Okzitanien). Diese Kapelle gehört zu einer Privatschule und ist öffentlich nicht zugänglich (Collège& Lycée de l’Assomption Sainte Clotilde).
Die Krypta der Kapelle ist der Jungfrau Maria gewidmet, daher wurden hier bekannte und auch weniger bekannte Mariensymbole der Lauretanischen Litanei zur Darstellung gebracht, wie beispielsweise ein Olivenzweig, eine „spirituelle Vase“ und die mystische Rose. In einem Rundfenster neben dem zentralem Marienfenster ist das Motiv der Civitas Dei zu finden. Diese wurde als mittelalterliche Miniaturstadt nach Vorbild von gotischen Miniaturmalereien geschaffen, wobei Feur aber an keiner konkreten historischen Miniatur orientiert war, die damals kaum allgemein bekannt oder leicht zugänglich gewesen waren, sondern eine neogotische Fantasiearchitektur erschuf. So sieht man drei Türme mit unterschiedlichen Dächern in roter und grüner Farbe, dazwischen weiße Mauerpartien (links) und den Teil eines Wohnhauses oder Kirchenschiffs (rechts). Die Stadtabbreviatur besitzt einen türkisfarbenen Hintergrund und ist von einem geschmückten Band eingefasst. Dieses besteht aus einem Perlenfries von großen und kleineren weißen Kreisen, zwischen die an vier Stellen eine goldfarbene Blume gesetzt wurde. Etwas unklar ist der doppelbögige Eingang unter dem roten Turm: Entweder befindet sich hier ein Kreuz, von dem Strahlen ausgehen, oder es sind Bruchstellen eines Steinschlags in Folge von Vandalismus.
Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).