Hans Gottfried von Stockhausen (1920-2010): Kirche in Alt-Hastedt (Bremen) (1956)

Der Glasmaler und Zeichner Hans Gottfried von Stockhausen (1920-2010), der ansonsten mehr in seiner süddeutschen Wahlheimat tätig war (Fürth, Tübingen, Ulm, Stuttgart), wurde im Jahr 1956 mit mehreren Altarfenstern für den westlichen Chor der evangelischen Kirche in Alt-Hastedt, einem Stadtteil von Bremen, beauftragt.
Zu sehen sind im unteren Bereich des mittigen Fensters der Erzengel Michael, im oberen Bereich eine kluge und eine törichte Jungfrau (ähnlich wie zuvor in Kassel), Christus der Richter in einer dunkelroten Mandorla und schließlich über ihm das Himmlische Jerusalem. Die Stadt ist vielgliedrig; es sind aus der Nähe sogar jeder der einzelnen Steine der Mauern oder die Schindeln auf der Kuppel zu erkennen. Acht schmale Türme umziehen einen zentralen Bau und sind miteinander durch eine Mauer verbunden. Die Türme sind in Blöcke gegliedert, die in unterschiedlichen Brauntönen gefasst sind. Dazwischen sind Teile der Stadtmauer, die stets weiß sind. Ausnahme ist das zentrale Eingangstor vorne: Es ist noch von der roten Mandorla umfangen, so dass die Mauersteine hier ebenfalls rot sind. Über dieser eher unauffälligen Eingangspforte steht, etwa in der Mitte der Stadt, ein silbergraues prächtigeres Tor. Dieses markiert anscheinend den Haupteingang in den Zentralbau. Die acht Tore umziehen einen zentralen Bau, der mit einer Kuppel samt Kreuz als Kirche gekennzeichnet ist. Wie auch das übrige Fenster ist die Stadt ansonsten in verschiedenen Blau- und Türkistönen gehalten, die etwas Feierliches und Kühles ausstrahlen. Gleichzeitig thematisieren die Farben das Wasser und das Firmament unter bzw. über der Stadt. Figürlicher Schmuck, wie Apostel, das Lamm Gottes oder Gerettete wurden von Stockhausen bei dieser Stadtdarstellung nicht aufgenommen, waren vielleicht auch gar nicht erwünscht.

Herbert Schwarzwälder: Das große Bremen-Lexikon, Bremen 2003 (2).
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

 

tags: Bundesland Bremen, Hans Gottfried von Stockhausen, Nachkriegskunst
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