James Edson White (1849-1928), Willie White (1854-1937): „Christ, the Way of Life“ und Varianten (1883, 1949, 1962, 1980)
Wenige Arbeiten aus der Anfangszeit der Adventisten haben maßgeblich ihre Bildvorstellungen vom Himmlischen Jerusalem so geprägt wie „The Way of Life from Paradise Lost to Paradise Restored“. Die Erstfassung entstand 1876 in Battle Creek, Michigan. Der Entwurf geht zurück auf eine Skizze von Dr. Merrit G. Kellogg, der diese dem davon begeisterten Adventisten-Mitbegründer James White (1821-1881) schenkte. Anhand der Skizze Kelloggs, die sich nicht erhalten hat, entstand diese erste Lithographie. White war mit der Arbeit gegen Lebensende jedoch unzufrieden und regte eine Überarbeitung an. Nach seinem Tode 1881 entwarf Ellen White zusammen mit ihren Söhnen James Edson White (1849-1928) und Willie White (1854-1937) 1883 eine ähnliche Arbeit, die unter dem Kürzel „Christ, the Way of Life“ noch bekannter werden sollte. Diesmal handelte es sich um einen weitläufigeren und dramatischer gehaltenen Kupferstich, dessen Platten sich erhalten haben. Zwar warnte Ellen G. White ihre Anhänger vor extravaganten Illustrationen, doch wenn es um Bibelillustrationen ging, wollte sie, wie sie sagte, „keine Billigzeichnungen“. Im Gegensatz zum älteren Werk fällt auf der Fassung von 1883 auf, dass der dominierende „Gesetzesbaum“ ersatzlos gestrichen wurde.

Dafür wurde das Neue Jerusalem jetzt prominent in Szene gesetzt. Die hierzu von White verwendeten Elemente sollten für die Adventisten für gut ein Jahrhundert wegweisend und prägend sein, viele Illustrationen habe die Stadt wie folgt dargestellt:
-Im Vordergrund ist ein Mauerzug mit einem Haupttor
-die Stadt schwebt stets auf Wolken
-die Bauten sind antikisiert gestaltet, orientiert am klassizistischen Tempelbau
-hinter der Stadt erscheint ein runder oder halbrunder Lichtkreis
-vor der Stadt findet sich die Ausbreitung einer Paradieslandschaft mit Fluss und Pflanzen
-keine Darstellung der Edelsteine oder Perlen, vollständiger Verzicht auf die Darstellungen von Figuren wie Engel, Gerettete oder den auferstandenen Christus.

Später entwarf noch Lester Quade (1904-1995) eine Neufassung. Das geschah 1949 im Auftrag für die „Review and Herald Publishing Association“, eine adventistische Familienzeitschrift aus den USA. Es waren weniger theologische Gründe, die diese Zeichnung nötig machten, als vielmehr der Wunsch nach einer neuen, zeitgemäßen Bearbeitung. Die Originalzeichnung ist übrigens koloriert und wurde ein Jahr später auch als Schwarzweiß-Druck veröffentlicht. Mit Quade hatte man einen erfahrenen Illustratoren gewonnen, der viele Publikationen der US-amerikanischen Adventisten bebilderte.

Die Bildkonzeption findet sich auch in der überarbeiteten Neuauflage von „Bible Readings for the Home“ aus dem Jahr 1962. Die Illustration wird leicht übersehen, denn sie findet sich erst ganz am Schluss des Bandes auf der Innenseite des Backcovers, über zwei Seiten hinweg. Größter Unterschied zu den Vorgängerfassungen ist, dass der Baum durch eine dunkle Wolke ersetzt wurde. Die Stadt im rechten Bildhintergrund zeigt sich ähnlich wie bei Quade als gelb-weiße Lichterscheinung. Hinter einer Mauer mit einem Haupttor erheben sich Baukörper nach oben; Einzelheiten bleiben verborgen. Wer die Farbillustrationen zu dem Band erarbeitet hat, kann letztlich nicht immer entschieden werden, da zahlreiche Künstler an der Neuauflage mitwirkten, zum Teil auch aus dem Bildbestand der Southern Publishing Association und der Pacific Press Publishing Association stammen. In diesem Fall ist aber das Bild unten rechts handschriftlich signiert; es ist ein Werk von Joe Maniscalco (1925-2006).

Zuletzt beschäftigte sich Elfred Lee (geb. 1940), ein Adventisten-Künstler aus Seoul, mit „Christ, the Way of Life“ (abgedruckt Adventist Review, 20. April 1980, S. 16). Dies geschah im Zusammenhang mit einer Wandgestaltung für das Ellen G. White Estate in Silver Spring um 1978. Das Neue Jerusalem wurde hier in ein Art runde Gloriole gesetzt, die andeutet, dass hier der blaue Himmel aufbricht. Wegen des gleißenden Lichtes sind Einzelheiten nicht gut festzumachen, es sind aber ganz ähnliche Bauten wie in den Fassungen zuvor. Eine Neuerung von Lee ist der Regenbogen, der über die Stadt in die Gloriole eingearbeitet wurde.




