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Die Bamberger Apokalypse (um 1000)

Im deutschsprachigen Bereich beinhaltet die Bamberger Apokalypse eine der bekanntesten Illustrationen des Himmlischen Jerusalem. Die mittelalterliche Handschrift ist nicht in Bamberg entstanden, sondern um das Jahr 1.000 im Skriptorium des Klosters Reichenau am Bodensee. Dort ließ das ottonische Herrscherhaus eine Prachthandschrift mit 57 Miniaturen auf Goldgrund nach dem Text der Offenbarung des Johannes anfertigen. Es war gedacht als Geschenk von Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde an das Kollegiatstift St. Stephan in Bamberg, was dem Kunstwerk seinen Namen gab. Während der Säkularisation gelangte das Werk in den Besitz des bayerischen Staates und wird heute in der Staatsbibliothek Bamberg aufbewahrt (Signatur Msc. Bibl. 140).

Bereits auf der Szene des Lamms mit dem versiegelten Buch (Johannesoffenbarung Kap. 5, Vers 6-14) ist auf fol. 13v das Himmlische Jerusalem angedeutet: Das Christuslamm steht auf dem Buch mit den Sieben Siegeln. Dieses wiederum ist von einem Mauerkranz umzogen und an zwei Seiten von schmalen Türmen gerahmt. Hier ist im Zentrum das Christuslamm, und zwar in ähnlicher Gestaltung wie auf dem folgenden Bild fol. 55r.

Die niedrigen weißen Türme, die nun rote Dächer haben, sind zu Dreiergruppen an den vier Himmelsrichtungen zusammengefasst, wie man es bereits von einer Miniatur aus Valenciennes kennt. Verbunden sind die Tore durch eine ovale Mauer, deren einzelne Steinblöcke und Zinnen man gut sehen kann. In der Stadtmitte befindet sich außer dem Christuslamm nichts, keine Häuser, kein Lebensbaum, kein Lebensfluss, keine Engel und auch keine Menschen. Außerhalb dieser Ödnis findet man im unteren Bildbereich rechts Johannes, der links von einem etwas größeren Engel auf einen Felsen gezogen wird. Die klare Trennung von starrer Architektur und dynamischen Personen ist ebenso ein Qualitätsmerkmal wie die voneinander abgegrenzten Farben, die dem Ganzen etwas Ikonenhaftes und Transzendentes geben.

Tilmann Breuer: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden‘. Das Sakramentshaus der Oberen Pfarre zu Unserer Lieben Frau in Bamberg, in: Beiträge zur fränkischen Kunstgeschichte, 1/2, 1995/96, S. 83-94
Bruno Neundorfer, Walter Milutzki: Obere Pfarrkirche Unsere Liebe Frau, Bamberg, Regensburg 2002 (7).

 

tags: Bamberg, Oberfranken, Ottonik, Lamm, Mittelalter
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