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Deutschordensapokalypse (um 1350)

Dieser ostmittelhochdeutsche Codex erhält als vierten Teil eine gereimte Apokalypse nach Heinrich von Hesler. Das Werk stammt aus der Bibliothek der des Deutschen Ordens auf der Marienburg, wo gerade zu Beginn des 14. Jahrhunderts zwei Weltgerichte entstanden waren. Die Krise und Untergang des Ordens musste den Rittern wie die Apokalypse erschienen sein. Noch vor 1455 wurde dieser und andere wertvollen Handschriften auf die Deutschordenskommende Mergentheim gebracht. Sie wird heute in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart unter MS Hb XIII, 11 aufbewahrt.
Die letzten endzeitlichen Ereignisse sind im unteren Bereich von fol. 153v dargestellt. Die „gute“ und „schlechte“ Seite sind hier einmal vertauscht, die Hölle findet sich links vor der Gottesstadt – eine Anordnung, wie zuvor auf den Erbachschen Tafeln. Links unten werden die Toten durch die Posaune geweckt und kriechen verschlafen aus ihren Gräbern. Darüber erhebt sich eine Innensicht des Neuen Jerusalem: Auf zwei Reihen sind in Galerien Apostel und Heilige angeordnet, die zum Teil an ihren Attributen namentlich festgemacht werden können: Petrus, Paulus, Bartholomäus, Andreas, Laurentius, Elisabeth und Katharina.
Sie haben sich bereits ihren Platz in der Gottesstadt gesichert, und viel weiterer Raum scheint für Neuankömmlinge nicht zu sein. Daher landen die meisten in der Hölle, die sich zwischen die Auferstehungsszene und die eigentliche Stadtdarstellung schiebt. Die Stadt auf der rechten Seite ist vor allem durch die zwölf hohen Türme strukturiert, die mit gotischen Maßwerkfenstern geschmückt sind. Von sechs dieser Türme im Vordergrund kann man gut den offenen, aber extrem hohen Torbogen sehen. Der gebogene Mauerkranz im Vorder- und Hintergrund macht deutlich, dass die Stadt kreisförmig ist. Bewohner oder Wächterengel fehlen. Über der Stadt erscheinen, jeweils in einem Tondo voneinander getrennt, Johannes mit einem Buch und ein Engel, der mit seiner Hand auf die unten gelegene Stadt verweist.

Karl Helm (Hrsg.): Dichtungen des Deutschen Ordens, Bd. 1: Die Apokalypse Heinrichs von Hesler, Berlin 1907.
Toni Herrmann: Der Bildschmuck der Deutsch-Ordensapokalypsen Heinrichs von Hesler, Königsberg 1934.
Alicja Karłowska-Kamzowa: Ilustrowane Apokalipsy krzyżackie z XIV w, in: Studia o Działalności i Zbiorach Biblioteki Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, 6, 1991, S. 79-135.
Klaus Klein: Zur Überlieferung der ‚Apokalypse’ Heinrichs von Hesler, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 128, 1999, S. 66-72.
Isabell Immel: Zu den Illustrationen der Deutschordens-Apokalypsen des Heinrich von Hesler, in: Cahiers archéologiques, 48, 2000, S. 125-145. 
HB XIII, 11, in: Peter Burkhart: Vom späten 13. bis zum frühen 15. Jahrhundert, Wiesbaden 2005, S. 88-93. 

 

tags: Mittelalter, Schwaben, Gotik, Württemberg
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