Die Kathedrale von Meaux oder Cathédrale Saint-Étienne (deutsch Stefanskathedrale) in der Region Île-de-France ist ein bedeutender gotischer Kirchenbau. Wie bei zahlreichen mittelalterlichen Kathedralen der Gotik zeigt das Tympanon der Westfassade von Meaux eine Darstellung des Weltgerichts. Es ist eine Arbeit aus Kalk, die ein oder mehrere unbekannte Steinmetze hinterlassen haben. Auf der linken Seite des Türsturzes ist die Stadt als dreistöckiges Arkadenjerusalem dargestellt. Die Darstellung der Stadt Jerusalem in Form von Arkaden war im 13. Jahrhundert beliebt, überwiegend im Umfeld von Klöstern der Benediktiner. In mehreren, insgesamt sechs ornamentierten Arkaden, die jeweils in Zweiergruppen übereinander gesetzt sind, befinden sich Heilige in antiken Gewändern. Dadurch einsteht ein blockartiger Kasten, der ganz anders aussieht als wenn man das Neue Jerusalem durch einen Kirchenbau oder eine Pforte darstellt. Einst konnte man die Heiligen in den Arkaden auch namentlich bestimmen. Heute ist das nur noch bei der ersten Figur möglich, bei der es sich wohl um den Heiligen Petrus handelt. Durch Gewaltexzesse während der Glaubenskriege wurde das Kunstwerk, vor allem der figurale Schmuck, 1562 schwer zerstört. Deutlich bleibt zu erkennen, dass vor allem die Gesichter den ikonoklastischen Angriffen ausgesetzt waren, weniger die Stadtarchitektur oder die Schmuckelemente. Die Arkaden laufen übrigens noch nicht zu Spitzbögen zusammen, wie überhaupt dieser plastische Schmuck noch seine Herkunft aus der Romanik verrät.

A. Dubois: Notice historique et descriptive sur la cathédrale de Meaux, Meaux 1839.
Pierre Charon: La cathédrale Saint-Etienne de Meaux, Meaux 2014.
Stephan Albrecht: Le portail Saint-Étienne de la cathédrale de Meaux et son prototype parisien, in: Bulletin monumental, 175, 1, 2017, S. 3-20.

Beitragsbild: GO69, Meaux (77) Cathédrale Saint-Étienne Portail du Jugement Dernier 03, CC BY-SA 3.0