Himmelspforte und Gottesstadt aus der Kathedrale Notre Dame von Bayeux (1510)
Die Kathedrale Notre Dame von Bayeux in der Normandie besitzt nicht allein mit dem Tympanon aus dem 13. Jahrhundert einen Bezug zum Neuen Jerusalem, sondern im 16. Jahrhundert kam ein weiteres Kunstwerk hinzu. Dies ist eine Präsentation der Symbole Mariens im Rahmen der „Vierge des litanies“. Das Kunstwerk ist dort in der ersten nördlichen Kapelle angebracht. Die Arbeit entstand im Jahr 1510 als Retabel aus Stein, der in späteren Jahren in leuchtenden Farben koloriert wurde. Es handelt sich um die gleiche, namentlich nicht bekannte Werkstatt, die auch die Arbeiten für Saint-Gervais Saint-Protais in Gisors aufgeführt hat.
Die Himmelspforte befindet sich rechts oben über dem Haupt der Marienfigur. Sie ist vollständig vergoldet und bildet mit dem Mond und dem Stern rechtsseitig eine kleine Gruppe von Symbolen, die mit dem Himmel zu tun haben. Ihre beiden Torflügel sind geschlossen, man erkennt außen eine geometrische Renaissance-Ornamentierung.
Die Gottesstadt findet sich auf dieser Tafel ganz unten, in diesem Fall an der rechten Seite. Sie ist ganz anders gestaltet. Wir sehen eine vielfältige Architektur im Burgenstil, mit kräftigen Farben pointiert hervorgehoben. Die Mauern der Stadt sind hoch, einer ihrer Türme ist vergoldet, andere formieren ein Haupttor in das Innere. Dort finden sich neben Wohnbauten auch zwei Kirchengebäude. Umzogen ist die Stadt unten und an der rechten Seite mit einem doppelten Wolkenband, welches das gesamte Kunstwerk opulent rahmt. Interessantes Detail: Hier haben einige der Symbole, wie die Gottesstadt, ein weißes Schriftband mit der lateinischen Bezeichnung, andere, wie die Himmelspforte, haben lediglich eine Beschriftung, aber kein Schriftband.
Frédéric Épaud: Les charpentes de la cathédrale Notre-Dame de Bayeux, Caen 2007.
Claus Bernet: Maria Immaculata: Das katholische Jerusalem, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 14).
Beitragsbild: Morburre, Bayeux-Notre-Dame-retable, CC BY-SA 3.0