Zacharias Bogenkranz: Hallensisches Kanzelrelief (1592)

Kanzeln wurden immer wieder mit Darstellungen des Weltgerichts geschmückt. Diese standen dann während der Messe und Predigten der Gemeinde vor Augen. Mitunter findet man auf ihnen auch Hinweise auf das Neue Jerusalem; man kennt Beispiele aus Quedlinburg, Helmstedt und Wolfenbüttel – offensichtlich waren sie in Mitteldeutschland besonders beliebt. Eine weitere, kaum bekannte Kanzel befindet sich in der römisch-katholischen Kirche Sankt Moritz in Halle an der Saale. Der ansonsten nicht weiter bekannte Kunsthandwerker Zacharias Bogenkranz schuf 1592 aus Sandstein Reliefdarstellungen im Renaissancestil. Obwohl der Künstler mit diesem Werk seine Meisterschaft beweist, ist nicht eine einzige weitere Arbeit von ihm bekannt – man muss vermuten, dass er kurz nach 1592 durch einen Unfall oder eine Erkrankung ums Leben kam.
Auf seinem komplexen und vielschichtigen Werk ist auf einer Bildtafel auch die Himmelspforte zu finden. Unter einem Wolkenkranz formen goldene Strahlen ein Himmelstor, durch das unzählige Menschen in die göttliche Stadt strömen. Über und neben der Pforte sind Engel angebracht. Von der Stadt ist eigentlich lediglich ein vergoldeter Bogen der Torrahmung zu sehen, ansonsten ist die Sicht durch unzählige Menschen versperrt. Sie sind nackt, und hier konnte Bogenkranz also sein Können und sein Wissen der Anatomie zeigen, das ganz auf der Höhe der Zeit war. Es ist bedauerlich, dass es diesem Künstler nicht möglich war, noch andere Werke zu schaffen.

Wulf Schadendorf: Die Moritzkirche zu Halle, Berlin 1959.
Bildwerke in der Moritzkirche zu Halle, Leipzig (1987).
Monika Soffner, Gregor Peda: Halle, Moritzkirche, Passau 1994.

tags: Halle, Kanzel, Relief, Renaissance, Himmelspforte
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