Tympanon der Kathedrale Santa María de Vitoria-Gasteiz (um 1325)

Üblicherweise findet man die Himmelspforte als pars pro toto des Neuen Jerusalem ganz überwiegend an der linken Seite von Mosaiken, Wandmalereien und Skulpturen. Es gibt jedoch auch seltene Ausnahmen, bei denen die Pforte nicht an der linken (der, ebenfalls selten, rechten) Seite, sondern mittig angebracht ist. Dies ist der Fall in der spanischen Kathedrale Santa María de Vitoria-Gasteiz, dem kulturellen Zentrum des Baskenlandes. Das aus der Gotik stammende Kulturdenkmal ist Teil des UNESCO-Welterbes Jakobsweg, gleichzeitig seit 1931 Nationaldenkmal Spaniens. 
In der westlichen Vorhalle sind gleich mehrere Portale aneinandergesetzt, die verschiedenen Zwecken dienten. Das südliche Portal entstand um 1325. Es zeigt im spitzbogigen Tympanon ein Relief mit dem Weltgericht, das leider teilzerstört und in schlechtem Zustand ist: ganz oben schweben zwei Engel, im Hauptfeld thront Christus, flankiert von Heilgen. Darunter setzt der eigentliche Türsturz an: rechts sieht man einen geöffneten Höllenschlund, etwa in der Mitte befindet sich die Himmelspforte. Sie ist schief, wie aus den Angeln gehoben. Auch ragt sie bereits in das darüber liegende Bildfeld hinein – vielleicht wurde der Zugang in das Jerusalem von den armen Seelen regelrecht überrannt?

Mercedes Cortázar García de Salazar: Estudios y restauración del pórtico: Catedral de Santa María de Vitoria-Gasteiz, o.O., 2009.
Jesús María González de Zárate: Catedral de Santa María, Vitoria-Gasteiz: iconografía de sus tímpanos, Madrid 2013.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

Beitragsbild: Photo: Andreas Praefcke, Bern Münster Portal detail01, CC BY 3.0

tags: Kathedrale, Spanien, Baskenland, Pilger, Tympanon, Himmelspforte, Gotik, Mittelalter
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