Üblicherweise findet man die Himmelspforte als pars pro toto des Himmlischen Jerusalem ganz überwiegend an der linken Seite von Mosaiken, Wandmalereien und Skulpturen. Es gibt jedoch auch seltene Ausnahmen, bei denen die Pforte nicht an der linken Seite, sondern mittig angebracht ist. Dies ist der Fall in der spanischen Kathedrale Santa María de Vitoria-Gasteiz, dem kulturellen Zentrum des Baskenlandes. Das aus der Gotik stammende Kulturdenkmal ist Teil des UNESCO-Welterbes Jakobsweg, gleichzeitig seit 1931 Nationaldenkmal Spaniens.
Ebenfalls am diesem Pilgerweg lag Mimizan in Aquitanien. Der Tympanon des dortigen Glockenturms (um 1220) zeigt ebenfalls die Pforte in der Mitte eines Frieses, was möglicherweise in Vitoria-Gasteiz aufgenommen wurde, andere nennen Chartres als Vorbild. Hier in Vitoria-Gasteiz findet man die erste Pfortendarstellung der Gotik in Spanien. In der westlichen Vorhalle sind gleich mehrere Portale aneinandergesetzt, die verschiedenen Zwecken dienten. Das südliche (rechtsseitige) Portal entstand um 1325. Es zeigt im spitzbogigen Tympanon ein Relief mit dem Weltgericht, das leider teilzerstört und in schlechtem Zustand ist. Ganz oben schweben zwei Engel, im Hauptfeld thront Christus Pantokrator, flankiert von Heiligen. Darunter setzt der eigentliche Türsturz an. Rechts sieht man einen geöffneten Höllenschlund, etwa in der Mitte befindet sich die Himmelspforte. Es handelt sich dabei um einen schlanken quadratischen Turm, auf dessen Schauseite eine Holz imitierende Türe aufgesetzt wurde. Rechts davon lassen sich alle Personen identifizieren, von links nach rechts sind es der Heilige Laurentius, ein Bischof, die Heilige Leocadia und ein Engel.
Mercedes Cortázar García de Salazar: Estudios y restauración del pórtico. Catedral de Santa María de Vitoria-Gasteiz, o.O., 2009.
Jesús María González de Zárate: Catedral de Santa María, Vitoria-Gasteiz. Iconografía de sus tímpanos, Madrid 2013.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).
Beitragsbild: Photo: Andreas Praefcke, Bern Münster Portal detail01, CC BY 3.0