Der Rostower Kreml ist ein Ensemble aus dem 17. Jahrhundert im Zentrum von Rostow am Don und war einst die Metropolitresidenz der Rostower Eparchie. Auch deswegen sind im Inneren der Anlage mehrere orthodoxe Kirchen und Kapellen vereint, darunter die Johanneskirche selbst. Sie bezieht sich auf den Evangelisten Johannes, zeigt auf ihren Fresken jedoch auch Motive des Johannes von Patmos, von dem man damals annahm, er sei mit dem Evangelisten identisch.
Eine Besonderheit der Anlage ist die heilige Stadt am Sockelbereich der Freskenfelder. Dort zieht sie sich bis an die Decke der Kirche. Künstlerische Höchstleistung war nicht gefragt, sondern schnelle und kostengünstige Malweise, vermutlich ausgeführt von Mönchen, die wir namentlich nicht kennen. Auch von den anderen Fresken in Rostow wissen wir, dass die Maler westliche Bildvorlagen kannten, mit einbezogen und daraus eine einzigartige Stilmischung zwischen West- und Ostkirche fanden. Die Stadt Jerusalem scheint viereckig zu sein, besitzt zwölf Tore mit jeweils markanten Dreiecksgiebeln in einem Ockerton, der an Gold erinnern soll. Jedes Tor wird von einem weißen Engel bewacht. Die Mauern bestehen aus drei Zonen, unten aus Arkaden, oben aus Zinnen, dazwischen eine Fensterzone. Die Vorder- wie Rückseite ist identisch gestaltet. Über der Stadt schwebt eine Taube über dem einzigen Tor ohne Dreiecksgiebel, in der Stadt steht ein Lamm: Es sind übliche Symbole für den Heiligen Geist und Christus. Im Inneren der Stadt zieht sich ein Fries von unterschiedlichen Turmbauten von links nach rechts, die wie auf Pappkarton gemalt aussehen und auch wegen der misslichen Proportion zu den Toren recht verloren wirken (Vorbild Eliaskirche in Jaroslawl). Wohnhäuser sind hier nicht darunter. Größer sind die Figuren oben rechts: Johannes auf Patmos und der Engel mit dem Maßstab, der auf die Stadt deutet.
Efim Jakovlevic Doros: Rostovskij Kreml, Moskau (1967).