Pär Andersson (1926-2015): Chormosaik aus Örnäset (1963)

Die evangelische Kirche Örnäset/Luleå (Provinz Norrbotten) wurde am ersten Adventssonntag des Jahres 1963 eingeweiht. Der Bau ist ein Repräsentant seiner Zeit, eine aufwendig gestaltete und zugleich zurückhaltende Sakralarchitektur, ausgestattet mit warmen und einladenden Dekorationen in festem, schwerem Material mit sorgfältig behandelten Oberflächen und Details. Das Kirchenschiff wird durch das hundert Quadratmeter große Chormosaik dominiert, dessen Leuchtkraft verstärkt wird durch das Licht vom großen Westfenster. Das Motiv des Tores, das im Kirchendach, an Wandbögen, im Leuchtdesign und schließlich auch im umgangssprachlichen Namen der Kirche „Port“-arnas anklingt, erfährt mit dem Mosaik seinen Höhe- und Schlusspunkt.

Das Mosaik setzte der Maler Pär Andersson (1926-2015) zusammen. Der Künstler hat hier das Neue Jerusalem erstmals thematisiert, 1983 folgte noch ein Fenster in Hardemo, 1987 ein Fenster im Dom zu Visby (Gotland) und 1997 schließlich ein weiteres Fenster in der Ängsmokyrkan in Östersund, Jämtlands. Andersson hat hier in Portarnas seine Themen aus Offenbarung 21 und 22 entnommen: Jerusalem ist von einer schmalen, roten Mauer mit zwölf Toren umgeben – drei in jeder Himmelsrichtung – das Äquivalent von Israels zwölf Stämmen. Die Stadt ist als schmale Platte wiedergegeben, die nur ansatzweise quadratisch ausgelegt ist und mehrfach leichte Knicke aufweist. An der oberen, zum Betrachter hin geknickten Spitze kann man in der Apsis den Thron Gottes sehen. Darüber spannt sich der Bogen des Paradiesgartens oder Regenbogens als Symbol kosmischer Versöhnung. Von dem Thron entspringt das Wasser des Lebens. Am Ufer des Flusses stehen mehrere Bäume des Lebens, welche zwölf Mal pro Jahr Früchte tragen sollen. Der Künstler antwortete auf Anfrage: „Zu dem Werk kann ich heute nicht mehr viel sagen. Ich erinnere mich, dass ich mich vor allem auf die technische Ausgestaltung konzentrierte, während die Motive, die wir heute sehen, alle in der Auftragsvergabe niedergeschrieben waren. (…) Ich hatte damals die Apokalypse, besonders ihre letzten beiden Kapitel, erstmals richtig kennen gelernt. Insofern war es schön (und nützlich), dass ich in meinem Schaffen auch später noch damit zu tun hatte. Für eine neue Kirche in Uppsala hatte ich 1972 einen kleinen Zyklus von Apokalypse-Fenstern entworfen, doch leider hat sich die Kirche später für andere Arbeiten entschieden.“

Pär Andersson: Färg och form, Stockholm 1966.
Bo Sylvan: Pär Andersson, Stockholm 2001.
Claus Bernet: Mosaike, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 33).

 

tags: Pär Andersson, Schweden, Altar, Provinz Norrbotten
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