Ernst Rasche (1926-2018): St. Mariä Geburt in Mülheim (1989)

Der einfache Chorraum von St. Mariä Geburt, einer römisch-katholischen Kirche in Mülheim zwischen Duisburg und Essen mitten im Ruhrgebiet, benötigte eine künstlerische Ausgestaltung. Dazu beauftragte man unter Pfarrer Herbert Wiemers den Bildhauer Ernst Rasche (1926-2018), der in Mülheim beheimatet war. Der Künstler modellierte und bemalte zu Jahresbeginn 1989 diese Chorwand in einer Größe von 16 x 8 Metern aus kleinen Stuckteilen in Mosaiktechnik. Die Formen wurden dabei von dem Stukkateurmeister Fritz Rühl bis zu einer Tiefe von zehn Zentimetern in einen gestuckten Grund hineingearbeitet und anschließend bemalt. Am 5. März wurde das Kunstwerk mit einem Festhochamt und einer anschließenden Meditation zum Thema des Himmlischen Jerusalem von Pfarrer Alois Otremba eingeweiht.

Hinter dem Chorgestühl der Kirche leiten, gleichsam als Abschluss des großen Chorraumes, sechs Bronzeleuchter auf das Thema der Chorwand, die Himmlische Stadt, über. Auf einer Höhe von etwa sechs Metern ragen auf der linken und rechten Seite zwei Träger aus, so dass eine Kreuzform entsteht. Im Schnittpunkt des Kreuzes befindet sich die Gottesstadt als bemalte Stuckatur in Quadratform. In ihre Mitte ist ein Lamm postiert – nicht in herkömmlicher Siegespose, sondern in weichen, rundlichen Formen. Das wird durch konzentrische Kreisbögen verstärkt, die das Lamm in Teilen umziehen. In die Mitte des Lammes wurde übrigens eine Krone eingearbeitet. Um die Stadt herum ist außen die Schöpfung dargestellt, man findet unterschiedliche Bäume, dann Wassertiere wie Seepferdchen, einen Tintenfisch, Rochen, schließlich Landtiere wie Löwen, Giraffen und selbst einen Maulwurf. Nach oben folgt der Mensch, der die Schöpfung bearbeitet und in ihr lebt: Einige ziehen den Pflug, andere stöhnen unter der Folter, Indianer kämpfen für ihr Lebensrecht usw. Gemeinsam ist ihnen ihre Ausrichtung zu den Toren der Stadt, vor denen sich Menschenmassen versammeln.

Gustav K. Ommer: St. Mariae Geburt. Mülheim an der Ruhr, 1929-1989, Kevelaer 1988.
Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein. Meditation über die Chorwand in der Pfarrkirche St. Mariae Geburt in Mülheim an der Ruhr, Mülheim a. d. Ruhr 1989.
Heinz Dohmen: Mülheim, St. Mariä Geburt: Das himmlische Jerusalem, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 44, 1991, S. 136.

 

tags: Hessen, Stuck, Chor
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