George Cruikshank (1792-1878): John Bunyan: Pilgrim‘s Progress, Ausgaben um 1850 und 1903

George Cruikshank (1792-1878) wirkte um die Mitte des 19. Jahrhunderts an einem Bändchen der Größe 5 x 6 Zentimeter zu John Bunyans Pilgrim’s Progress mit, welches sich dezidiert an junge Leser und Leserinnen richtete. Die Quote der Analphabeten nahm ab, die der Leserschaft zu. Zu dem Zeitpunkt war Cruikshank ein etablierter Illustrator, mit dem man werben konnte, so wird bereits auf dem Cover und später an verschiedener Stelle auf den Künstler hingewiesen. Insgesamt besteht das Werk aus zwanzig Farbillustrationen, alle von Cruikshank, die unten jeweils mit zwei, drei Sätzen beschrieben werden. Herausgebracht wurde das Heft von den Verlegern Read & Co. in London. Bereits auf das Cover zeigt die berühmte Szene vor der Himmelspforte, die sich dann in dem Buch weiter hinten noch ein zweites Mal befindet. Solche Torszene gab es seit der Urfassung immer wieder, doch Cruikshank schuf einen Typus, der stilprägend werden sollte: Rundbogige Pforte mit Aufschrift, hölzernes Gatter in der Pforte, ruinöse Mauer und verfallener Gesamteindruck, Gegensatz von altem Türwächter zu jungem Pilger, extrem schwerer Rucksack. Dieses übernehmen bald zwei Ausgaben aus Philadelphia (1852 und 1853), dann auch Edward Henry Wehnert und andere.

 

Von George Cruikshank gibt es weitere Illustrationen zu Pilgrim’s Progress, die anscheinend erst posthum in den Druck gingen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollte man in England eine besonders kunstvolle Ausgabe der beiden Teile von John Bunyans Pilgrim’s Progress herausbringen. Sie wurden mit 25 Holzschnitten von Cruikshank aus der Sammlung Edwin Truman ausgestattet. Der Band konnte dann 1903 bei der Oxford University Press erscheinen. Zunächst entdeckt man die Gottesstadt in weiter Ferne auf einem Berg lediglich angedeutet. Links unten findet man ein „GC“ als Signatur. Es handelt sich um eine Beizeichnung zwischen den Seiten 9 und 10.

Die Zeichnung zwischen den Seiten 27 und 28 ist der Himmelspforte vorbehalten – der Mann mit der Glatze und dem Schlüssel ist Petrus, die Pforte ist mit großen Kugeln geschmückt, gegenüber schießen Teufel Pfeile von hohen Türmen. Ähnlich wurde diese Szene schon seit gut einhundert Jahren gestaltet, vergleicht man sie etwa mit George Burder

 

Die breite Illustration zwischen den Seiten 144 und 145 zeigt den Pilger, wie er den Fluss überquert, um das Neue Jerusalem in den Wolken rechts zu erreichen. Es ist nicht die Festung auf dem Berg ganz rechts (die in anderen Ausgaben für das Neue Jerusalem steht), sondern es sind kaum sichtbare Mauerzüge und Kuppeln in mehreren Schichten zwischen den Wolken rechts. 

 

Die abschließende Zeichnung zwischen den Seiten 176/177 ist dem zweiten Teil entnommen und zeigt die allegorische Figur „Gnade“ vor der Himmelspforte, wie sie von Christus in Empfang genommen wird. Es ist eigentlich eine Wiederholung der zweiten Abbildung, sogar die Beschriftung auf der Tafel über der Tür ist identisch. Mächtig droht erneut die Festung der Bösen links, währen die Pforte rechts wie der Eingang zu einer ärmlichen Hütte gestaltet ist.

Mary Evans, Hilary Evans: The man who drew the drunkard’s daughter, New York 1978.
John Buchanan-Brown: The book illustrations of George Cruikshank, Newton Abbot 1980.
Robert L. Patten: George Cruikshank’s life, times, and art, London 1992.

 

tags: Kelly - University of Toronto, Kupferstich, Oxford, England, Himmelpforte, Romantik, Viktorianismus
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