Hildegard Bienen (1925-1990): Kreuzwegstation aus St. Barbara in Oberhausen (1979)
Kreuzwegstationen finden sich in vielen römisch-katholischen Kirchen. Das Himmlische Jerusalem spielt dabei meist keine Rolle, da die Himmelsstadt erst nach dem Leben Jesu am Ende der Zeit in Erscheinung treten soll. Anders ist dies bei einem Kreuzweg in der katholischen Kirche St. Barbara in Oberhausen-Königshardt im nördlichen Ruhrgebiet. Rechteckige Bronzeplatten, halbplastisch ausgearbeitet, sind dort auf unverputzte Klinkersteine aufgesetzt und heben sich farblich nur wenig von der Umgebung ab. Das Werk wurde unter Pfarrer Johannes Bruch geplant und 1979 von Hildegard Bienen (1925-1990) ausgeführt. Eine Kopie dieser Arbeit findet man übrigens am Grabmal von Anton Lesing 1983 und in der katholischen Kirche St. Johannes Bosco in Lohfelden (Hessen), wo der Kreuzweg am 16. Februar 1986 geweiht wurde.
Wie schon die Stationen zuvor lehnt sich auch die 15. und damit letzte Kreuzwegstation an den Bildaufbau mittelalterlicher Werke an. Der quadratischen Ummauerung sind an jeder Seite drei Türme beigegeben, die an zwei Seiten zu Dreiergruppen zusammengefasst sind. Die kleinen, kaum sichtbaren Eingänge in die Stadt finden sich an diesen Türmen, was eher an Schlupflöcher denn an Stadttore erinnert. Ebenfalls schwer zu erkennen ist die kleine Figur des Johannes an der Bildunterseite. Der Lebensfluss strömt in seine Richtung. Er nimmt seinen Ursprung im zentral gesetzten Agnus Dei, das das Buch mit den sieben Siegeln als Schriftrolle hält und mit einer runden Gloriole umgeben ist (vgl. den Tabernakel aus Christ-König in Mülheim an der Ruhr von 1971). Links und rechts befinden sich ungewöhnlich große Gruppen von Stadtbewohnern, die das Lamm anbeten. Links wird die Gruppe vom Lebensbaum überwölbt, rechts ist hinter der Gruppe – offensichtlich ein Pilgerzug – ein Kreuz auf einem Berg zu sehen.
Heinz Dohmen: Hildegard Bienen, Bd 2: Werke von 1977-1990, Recklinghausen 1991.