Wandfresko der Maria Immaculata im Franziskanerkloster Schwaz (um 1608)

„Der Heilige Franz von Assisi in Betrachtung der Immaculata“ heißt ein monumentales Wandfresko, welches sich im Franziskanerkloster Schwaz (Nordtirol) befindet. Es schmückt die Nordwand des Kreuzgangs am Korridor westlich des Nordflügels, am fünften Joch von Westen. Diese Fresken im Eingangsbereich waren um 1608 entstanden, in Ergänzung zu den älteren Ausmalungen in der Kirche. Tatsächlich wurde ein inhaltlicher Bezug gleich zur rechts angrenzenden Malerei hergestellt, die ebenfalls Bauten des Neuen Jerusalem im Kontext eines noch spätmittelalterlich geprägten Weltgerichts (1521) zeigten. Von den einst farbigen Ausmalungen haben sich lediglich die Umrisszeichnungen erhalten. Etwas bekannter sind sie, weil man hier Martin Luther unter die Verdammten einreihte.

Bei den frühneuzeitlichen Ergänzungen wählte man ein zeittypisches Immaculata-Programm, wie es in Kupferstichen von Hieronymus Wieix oder Cornelis (Cornelius) Cort bekannt war und die die Vorlagen zu dieser Malerei abgeben. Leider wissen wir über die Entstehungshintergründe wenig und auch nicht, welcher Künstler oder Handwerksbetrieb die Ausmalungen vornahm. Auch ein Ordensbruder der Franziskaner kommt in Frage, ebenso der Innsbrucker Hofmaler Melchior Stelzle.

Alle Symbole sind lateinisch beschriften, was die Zuordnung erleichtert. Eine Besonderheit für eine solche Wandmalerei ist, dass man die Himmelspforte in Schwaz gleich zwei Mal vorfindet. Unten links steht eine wuchtige „Porta Clausa“ noch ganz in den Formen der Renaissance gehalten, bis auf zwei seitliche Vouten, die den Barock ankündigen. Sie bildet einen Gegenpol zum ähnlich gestalteten und gefärbten Turris David an der rechten Seite. Traditionell ist die Position der geschlossenen Himmelspforte der untere Bereich, um eine zeitliche Entwicklung hin zur Erlösung anzudeuten, welche die offene Himmelspforte repräsentiert.

Diese findet man weiter oben links. Dort brechen die Wolken auf, eine goldfarbige Pforte erscheint. Anhand des gelben Hintergrund kann man deutlich sehen, dass diese Pforte offen steht. Sie ist in einer klassizistischen Formensprache gehalten. Ihr Gegenpol ist die Himmelstreppe rechts.

Zu diesen beiden Mariensymbolen, die das Neue Jerusalem repräsentieren, gehört dann noch an der rechten Seite eine vieltürmige Gottestadt, als „Civitas Dei“ lateinisch beschrieben. Ein Teil der grauen Stadtmauer ist da zu sehen, wo die lateinische Aufschrift angebracht wurde. An den übrigen Seiten ist die Stadt frei und die einzelnen Bauten sind in eine grüne Paradieslandschaft gesetzt. Dabei handelt es sich um detailreiche Türme, Tore und Tempel im Renaissancestil, die Bauten des historischen Jerusalem, wie die Grabeskirche als runder, sich nach oben verjüngender Bau, aufnehmen. Genau genommen ist hier eine dritte Himmelstür zu finden. Sie steht offen, und man kann etwas vom Häusergewirr der damals eng gebauten Innenstadt wahrnehmen.

Boris Lossky, P. Faure: Die Fresken im Kreuzgang des Franziskanerklosters zu Schwaz in Tirol, Wien 1951.
Wolfhard Würmer: Franziskanische Klosterkunst: 800 Jahre Franz von Assisi, Schwaz-Pill 1982.
Florenz Graf (Hrsg.): Renovierung Franziskanerkloster Schwaz: Kloster, Kreuzgang, Kirche 1980-1993, Schwaz 1993.

 

tags: Fresko, Porta Coeli, Civitas Dei, Himmelspforte, Franziskaner, Kloster, Tirol, Österreich
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