William Spicer (1865-1952): „Our Day in the Light of Prophecy“ (1918)

Selten einmal ist Satan als gefallener Engel direkt vor dem Neuen Jerusalem zu sehen, wo ja ansonsten der Platz für fromme Engel ist. Eine besondere Bedeutung hat diese tragische Figur in der endzeitlichen Lehre der Adventisten der USA und wird daher häufig zur Mahnung und Abschreckung bildlich dargestellt. Hier ist er als Engel zu sehen, der sich kaum von den übrigen Engeln unterscheidet, jedenfalls nicht durch Hörner oder Pferdefuß. Jerusalem im Hintergrund ist als antike Stadt dargestellt, ohne Mauern und Tore. Zahlreiche Engel strömen mit Posaunen in Richtung Stadtmitte. Die Abbildung ist aus dem Buch „Our Day in the Light of Prophecy“ entnommen (S. 256), das William Ambrose Spicer in New York 1918 herausbrachte. Der Verlag war die Review and Herald Publishing Association, in dem die allermeisten adventistischen Publikationen erschienen. Der Verfasser William Spicer (1865-1952) war Geistlicher der Siebenten-Tags-Adventisten und Präsident ihrer Generalkonferenz von 1922 bis 1930.

 

Die Seite 358 bringt eine weitere Zeichnung des Himmlischen Jerusalem, hier verbunden mit dem Motiv des ewigen Tierfriedens nach dem Propheten Jesaja. In einer paradiesischen Landschaft sind Kinder und Raubtiere friedlich vereint. Eigentlich müssten sie sich auf der anderen Seite des Flusses befinden, wo die Bauten Jerusalems emporsteigen. Auch sieht man Teile von Stadtmauern, die aber nicht quadratisch die Stadt umschließen, sondern lose und schräg wie Rampen oder Zufahrten im Raum vor der Stadt verteilt sind.

 

Eine letzte schwarzweiß Abbildung auf Seite 366 präsentiert die Stadt zusammen mit Johannes auf Patmos und dem Engel. Dieser kniet nieder, was in adventistischen Publikationen öfters zu finden ist, etwa in „Die Offenbarung Jesu Christi“ (1903), „The Story of the Seer of Patmos“ (1905) oder in der Zeitschrift „Herold der Wahrheit“ (1910). Die Ansammlung antikisierter Bauten nimmt die gesamte obere Hälfte der Zeichnung ein. Über den Wolken sieht man das zentrale Eingangstor, welches offen zu sein scheint. Auch in diesem Falle ist der Künstler namentlich nicht bekannt. Alle Arbeiten sind historistisch geprägt, zeigen aber, etwa bei der Linienführung der Figuren, Einflüsse des Jugendstils. Sie passen inhaltlich zu den Aussagen des Textes, so dass davon auszugehen ist, dass sie in den USA speziell für diese Publikation angefertigt wurden.

 

tags: Tiefriede, Satan, USA, Adventisten, Illustration, Patmos
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