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Maria de Jesus (1602-1665): „Geistliche Stadt Gottes“ (1768)

Das Neue Jerusalem als Attribut Mariens konnte sich gegen das Festungsmotiv (etwa die Glaubensburgen) im Katholischen nicht wirklich durchsetzen. Es gibt für ersteres nur wenige Beispiele. Eines davon findet man im Visionsbericht einer Maria de Jesus de Agreda.
Die spanische Nonne lebte von 1602 bis 1665 und war Äbtissin des Franziskanerinnenkonvents in Agreda in der Provinz Soria (Region Kastilien-León). Unter dem Namen Maria de Jesus schrieb sie 1650 bis 1660 einen mehrbändigen Visionsbericht „Mistica ciudad de Dios“, der posthum herausgebracht wurde. Er ist eine bedeutende katholische Schrift innerhalb der konfessionellen Auseinandersetzung, welche dem Leser ein geistiges Bild des Neuen Jerusalem ausbreitet. „Mistica ciudad de Dios“ ist eine Schrift, die auch viele nichtbiblische Elemente enthält, die in der Andachtsliteratur und bildenden Kunst häufig herangezogen wurden, kirchlicherseits jedoch umstritten blieben. Der schon 1673 eingeleitete Seligsprechungsprozess der Nonne ist nicht abgeschlossen, da über das Werk ein bis heute währender Streit entbrannte.
Schon die erste Version des Visionsberichtes musste von der Verfasserin auf Geheiß ihres Beichtvaters verbrannt werden. „Mistica ciudad de Dios“ wurde erstmals 1672 von der spanischen Inquisition auf den Index gesetzt, aber 1686 wieder freigegeben. 1696 wurde er anlässlich der 1695 in Marseille erschienenen französischen Übersetzung von der Sorbonne verurteilt, von anderen Universitäten und Theologen hingegen verteidigt. 1704 wurde „Mistica ciudad de Dios“ erneut auf den Index gesetzt, 1705 wieder gestrichen.
Der Band ist bereits im 17. Jahrhundert mehrfach illustriert worden, wobei sich bezüglich des Neuen Jerusalem eine bestimmte Typologie herausgebildet hatte. Der barocke Kupferstich eines nicht identifizierten Künstlers findet sich als Frontispiz in der Ausgabe „Geistliche Stadt Gottes“ in der zweiten Auflage von 1768. Als das apokalyptische Weib schwebt Maria über dem Neuen Jerusalem an der Stelle, die ansonsten Christus vorbehalten ist. Über den Wolken ist eine Seite der Stadt mit drei offenen Toren zwischen der Mauer zu sehen. Direkt auf der Mauerkante wurden zahlreiche Bauten aufgesetzt. Links unten sitzt Johannes von Patmos, daneben die Verfasserin, mit dem Spruchband „Rede Frey denn deine Magdt höret es“.

Angel Martínez Baigorri: Introducción al estudio teológico de la ‚Mística Ciudad de dios’, in: Celtiberia, 17, 33, 1967, S. 13-36.
Gaspar Calvo Moralejo: La mariología, ‚base’ de la visión teológica de María de Jesús de Agreda, in: Marianum, 59, 1997, S. 545-570.
Arche Ligo: The language about woman in Ciudad Mistica de Dios, in: Voices from the Third World, 21, 2, 1998, S. 27-62. 

 

tags: Mistica ciudad, Maria de Jesus de Agreda, Kupferstich, Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek
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