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Johannes Buno (1617-1697): Hamburger Bilderbibel (1674)

Im Jahr 1674 erschien in Wolfenbüttel eine recht eigenartige Bilderbibel. Johannes Buno (1617-1697) schuf dazu hunderte Kupferstichillustrationen, die als 54 Einzelblätter die gesamte Bibel erzählen. Buno ist der Verfasser mnemotechnischer Kinder- und Schulbücher, aber auch emblematischer Wunderlichkeiten. Das Bild war ihm unverzichtbarer Bestandteil der didaktischen Vermittlung, die vor allem auf Selbsterklärung und Merkfähigkeit setzte, weniger allerdings auf ästhetische Qualität. Das Allheilmittel gegen jedes Vergessen ist ein von Buno entwickeltes Allusionssystem, das ganz auf sprachliche Ähnlichkeiten setzt: So soll man sich das Buch „Chroniken“ anhand von Kronen, die Hebräer anhand eines Ebers merken usw. Das ganze System ist eigentlich ein ziemlicher Schwachsinn und hat sich natürlich nicht durchsetzen können.
In einer parallel in Hamburg 1674 erschienenen Ausgabe der Bilder-Bibel sind diese Abbildungen noch nicht enthalten, wohl aber in einer Ausgabe der Kupferstichtafeln (unter Verzicht auf den Bibeltext, den die meisten Käufer ohnehin besaßen), die in Hamburg 1680 als Jugendbuch herausgebracht wurde. Die Gottesstadt ist auf dem letzten Bogen V1 links und rechts unten zu finden, also zweimal. Einmal (oben abgebildet) als winzige Illustration zu Kapitel 21, dann (unten abgebildet) zu Kapitel 22. Die Stadt sieht beide Male sehr ähnlich aus. In der schrägen Position und mit den fünf Toren an der Vorderseite der Stadtmauer kommen eher englische Vorbilder in Frage, die Illustrationen in den Werken von Samuel Purchas oder von Samuel Lee.

Drei Tortürme befinden sich an jeder Seite, zusätzlich sind weitere Türme in die Ecken gesetzt. Ansonsten ist die Stadt vollständig von einem Wassergraben umgeben. Links markiert ein kleiner Hügel – der Zionsberg – das Stadtzentrum. Auf diesem steht das Gotteslamm vor einem aufgeschlagenen Buch. Auf der rechten Seite sind an der gleichen Stelle zwei Throne, der eine mit dem Dreieinigkeitssymbol für Gott, der andere mit einem Lamm für Christus. Ein dritter Thron für die Taube war nicht vorgesehen.

Rudolf Windel: Über die emblematische Methode des Johannes Buno, in: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts, 3, 4, 1913, S. 243-252.
Erich Strobach: Johannes Buno (1617-1697), ein Zeitgenosse des Comenius. Gedanken eines Kinderarztes und Kinderbuchsammlers zum Problem des Bildes, in: Die Schiefertafel. Mitteilungen zur Vorbereitung einer Bibliographie alter deutscher Kinderbücher, 2, 1979, S. 72-87.
Gerhard F. Strasser: Emblematik und Mnemonik der Frühen Neuzeit im Zusammenspiel. Johannes Buno und Johann Justus Winckelmann, Wiesbaden 2000. 

 

tags: Kupferstich, Barock
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