1935 wurden 25 Bilder des Malers Friedrich Greiner (1838-1932) zur Offenbarung des Johannes erstmals veröffentlicht. Es handelt sich um eine Serie, die nochmals im Jahr 1937 in zweiter und 1950 sogar in einer weiteren Auflage erschien. Der Autor und Illustrator der kommentierten Apokalypse mit einer Lutherübersetzung war ein evangelischer Theologe. Er hatte sich, wie er im Vorwort schreibt, angeblich über vierzig Jahre mit der Apokalypse beschäftigt. Diese Beschäftigung wird allerdings nicht besonders tief gewesen sein, denn für ihn beginnen die Darstellungen der Apokalypse erst mit Albrecht Dürer, und Greiner will nun eine „modern-verständliche Bilderreihe“ in dieser Tradition präsentieren, nahe am lutherischen Bibeltext bleiben und dabei besonders „die Licht- und Schattengebung“ herausarbeiten. Die größte Herausforderung war für ihn, „die Massenszenen zu meistern“ und das „schwierige Raumproblem zu lösen“. Im Ergebnis erscheint ein Gebäude als Himmlisches Jerusalem, das im Detail dem Deutschen Reichstag in Berlin ähnelt, selbstverständlich noch mit der alten schmiedeeisernen Kuppel von Paul Wallot und nicht dem witzig gemeinten Glasei von Norman Foster. Auf dem Weg nach oben führt ein schmaler Pfad zu einer engen Pforte, über der drei Treppen an drei gewaltige Tore weiterleiten. Über jedem Tor befindet sich ein klassizistischer Tempel.
Jakob Friedrich Greiner (1838-1923, nicht zu verwechseln mit dem Politiker Friedrich Paul Greiner, 1871 bis 1927), dessen Arbeiten zur Apokalypse posthum erschienen, war hauptberuflich kein Künstler, sondern evangelikaler Stadtmissionar von Worms. Greiner gründete zusammen mit dem Fabrikantenehepaar Baron Cornelius Wilhelm von Heyl (1843-1923) und seiner Frau Sophie von Heyl (1847-1915) eine Reihe von diakonischen Einrichtungen, vornehmlich in Worms und Umgebung. Es entstanden 1886 die erste evangelische Kinderschule von Worms, 1887 eine Herberge für Wanderer und das Gasthaus „Haus Emmaus“, 1889 eine Handarbeitsschule, 1891 ein Dienstbotenheim für Mädchen und 1892 schließlich ein Wohnheim mit Stellenvermittlung für junge Frauen. Im Jahr 1904 standen in Worms bereits sechs Kinderschulen, in denen von Diakonissen 490 Kinder betreut wurden. Das ist die eigentliche Leistung Greiners.
Friedrich Greiner: Die Offenbarung des Johannes. In 25 Bildern mit erklärendem Text, Lahr-Dinglingen 1937.