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Boëtius à Bolswert (um 1585-1633): Kupferstich „Pia desideria“ (1624) und Gemälde aus der Kirche Katharinenheerd (um 1650)

Die pietistische Schrift „Pia desideria“ des Hermannus Hugo, gedruckt 1624 in Antwerpen gilt als eines der erfolgreichsten Bücher des gesamten 17. Jahrhunderts, bislang wurden 49 Reprints und 90 Übersetzungen ausfindig gemacht. Als Illustrator konnte Boëtius à Bolswert (um 1585-1633) gewonnen werden, der eng mit dem Maler Rubens zusammenarbeitete. Für die „Pia desideria“ entwarf Bolswert 45 Kupferplatten, die später noch einmal für die „Goddelycke wenschen“ (1629) des Justus de Harduwijn verwendet wurden. Dargestellt ist das Zweiwegebild, wenngleich auch auf einmalige Art und Weise: Diesmal befinden sich eine Pilger in einem Labyrinth und muss den Weg nach draußen finden. Dort geht es einen gewundenen Pfad weiter, in einen Festungsturm, der für das Himmlische Jerusalem steht.
Dieses Bild hat eine emblematische Botschaft: wer sich nicht, wie der Pilger, an den festen Glauben hält (hier durch ein Seil symbolisiert – eine Idee von Hieronymus Wierix), der findet aus dem Labyrinth nicht heraus. So geht es dem Herren in vornehmer Kleidung, der von einem Hund (dem Teufel) in die Irre geführt wird.

 

Die Grafik wurde auch zu einem Ölgemälde herangezogen, welches sich heute an der Orgelempore der evangelischen Kirche der Ortschaft Katharinenheerd (Halbinsel Eiderstedt, Schleswig-Holstein) befindet. Die Holztafel hat eine Größe von lediglich 86 x 46 Zentimeter und entstand um 1650/51. Der ausführende Maler oder die Malerin sind nicht bekannt. Verbunden werden sie hier mit Psalm 119, Vers 5: „Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet, deinen Gesetzen zu folgen!“

Wolfgang J. Müller: Die Emporenbilder von Katharinenheerd, in: Nordelbingen, 40, 1971, S. 92-109.
Mario Praz: Studies in Seventeenth-Century imagery, Roma 1975 (2).
Karel Porteman: Inleiding tot de Nederlandse emblemataliteratuur, Groningen 1977.
Ingrid Höpel: Antwerpen auf Eiderstedt. Ein Emblemzyklus nach Hermann Hugos ‚Pia Desideria’ in St. Katharina, Katharinenheerd auf Eiderstedt, zwischen 1635 und 1650, in: De Zeventiende Eeuw. Cultuur in de Nederlanden in interdisciplinair perspectief. Tijdschr. van de Werkgroep Zeventiende Eeuw, 20, 2004, S. 322-342.
Claus Bernet: Holzschnitte und Kupferstiche, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 3).

 

tags: Niederlande, Emblem, Emblematik, Labyrinth, Barock, Kupferstich,
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