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Natale Bonifacio (1537/1538-1592): Kupferstich „Delle allusioni, imprese, et emblemi“ (1588)

Das 16. Jahrhundert war eine Hochzeit jeglicher Embleme. Das hiesige Beispiel findet sich im dritten Band, dort auf Seite 159, eines umfangreichen Kompendiums. Sein Titel lautet „Delle allusioni, imprese, et emblemi“ (Über Anspielungen, Wahlsprüche und Emblematik“). Es handelt sich um die zentrale katholische Emblematik, in der verschlüsselt potifikale Machtansprüche ins Bild gesetzt wurden. Dafür konnte Natale Bonifacio de Sebenico (1537/1538-1592) aus Kroatien gewonnen werden – einer, wenn nicht gar der beste Kupferstecher seiner Zeit an der römischen Kurie. Künstlerisch ist diese kleine Emblematik von Qualität, das zeigt das in der Perspektive korrekt gestaltete schachbrettartige Fundament des Tempels und auch die Darstellung des Firmaments mittels stilisierter Sterne überzeugt.
Dass Kirchen pars pro toto für das Himmlische Jerusalem stehen konnten, ist ein bekanntes ikonographisches Phänomen, aber dass auch „heidnische“ Tempel diese Funktion übernahmen, hat Seltenheitswert. Sicherlich, das Pantheon wurde in der Frühen Neuzeit zum typischen Bau eines heidnischen Tempels schlechthin. Dem obigen Tempel fehlt es an jeglicher christlicher Symbolik. Statt eines lateinischen Kreuzes wird die Kuppel durch einen merkwürdigen Drachen bekrönt. Die Konchen des Tempels, in denen Heilige stehen könnten, sind leer, die zentrale Tür geschlossen, wenn nicht gar verschlossen.
Dennoch, dass wir ein Himmlisches Jerusalem vor uns haben, daran lässt die Beischrift keinen Zweifel: „Triumphantis, & militatis ecclesiae, ac Rom. Pont. symbolum ad imitatione caelestis Hierusalem, quae habetur Apocal. 21. ad quam &c.“.

Principio Fabricii ‚Delle Allusioni’, in: Notes and Queries, 3rd Series, VII. Feb. 18, 1865, S. 137.
Claus Bernet, Italo Faldi: Das Himmlische Jerusalem in Rom, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 2).

 

tags: Emblem, Emblematik, Kupferstich, Rom, Renaissance, Tempel, Getty Research Institute, Cinquecento
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