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Silbernes Immaculata-Schmuckrelief aus Südamerika (18. Jh.)

In der Barockepoche war die Beliebtheit der Maria Immaculata ungebrochen. Es gab jetzt einen Markt für kunstvolle Reliefs, die sich fromme oder fromm gebende Einzelpersonen oder Haushalte anschafften oder die damit beschenkt wurden. Ganz überwiegend wurden diese Arbeiten in Neuspanien gefertigt, wo das Material wie auch die Herstellungskosten niedriger als in Europa waren, wohin sie aber oftmals exportiert wurden. Inzwischen gab es vor allem in Mexiko auch die zweite, dritte Generation von Künstlern, die mit den spanischen Werken gleichzogen oder sie sogar übertrafen. Eine beliebte Art der Darstellungsweise war eine stehende Marienfigur, die von ihren Symbolen umgeben ist. Nach einem mittelalterlichen Mariengebet wird diese Darstellungsform auch als „Tota Pulchra“ bezeichnet. Die Himmelspforte und die Gottesstadt, meist lateinisch als „Porta Coeli“ oder als „Civitas Dei“ benannt, gehören gewissermaßen zu der Grundausstattung dieser überaus erfolgreichen Bildkonzeption. Nach den Kreuzigungszenen ist es vielleicht die erfolgreichste christliche Bildkonzeption aller Zeiten. Im 17. Jahrhundert findet sich diese oder eine ähnliche Beschriftung noch auf dem Objekt, im 18. Jahrhundert war dies nicht mehr üblich.
Ein solches Schmuckrelief aus einer Privatsammlung in Lima (heute die Hauptstadt von Peru, damals eine spanische Kolonialstadt im Vizekönigreich Peru und eng mit Neuspanien verbunden) stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Es handelt sich um eine Silberlegierung, die einst einem hölzernen Gegenstand aufgenagelt war, einem liturgischen Gegenstand, einem Reliquienschrein oder auch einer Prunkbibel – genau ist es nicht bekannt. Thema der bildlichen Darstellung, die von einem durchstanzten Rankenwerk umgeben ist, ist die Wurzel Jesse, aus der eine Marienerscheinung emporsteigt. Zu beiden Seiten sind ihre Symbole angeordnet. Rechts oben, gegenüber dem Turris David, ist am Ende einer Himmelstreppe eine geschlossene Pforte zum Himmlischen Jerusalem angebracht.

Luis Fernando Figari, Armando Nieto Vélez, Pedro Gjurinovic Canevaro: La Inmaculada Concepción. 150 anos, Lima 2005.
Claus Bernet: Maria Immaculata: Das katholische Jerusalem, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 14). 

 

tags: Barock, Neuspanien, Peru, Himmelspforte, Civitas Dei, Schmuck, Lima
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