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Immaculata-Schmuckreliefs aus Südamerika (18. Jh.)

In der Barockepoche war die Beliebtheit der Maria Immaculata ungebrochen. Es gab jetzt einen Markt für kunstvolle Reliefs, die sich fromme oder fromm gebende Haushalte anschafften. Ganz überwiegend wurden diese Arbeiten in Neuspanien gefertigt, wo das Material wie auch die Herstellungskosten niedriger als in Europa waren, wohin sie aber oftmals exportiert wurden. Eine beliebte Art der Darstellungsweise war eine stehende Marienfigur, die von ihren Symbolen umgeben ist. Nach einem Mariengebet wird diese Darstellungsform auch als „Tota Pulchra“ bezeichnet. Die Himmelspforte und die Gottesstadt, meist lateinisch als „Porta Coeli“ oder „Civitas Dei“ benannt, gehören gewissermaßen zur Grundausstattung dieser erfolgreichen Bildkonzeption.
Ein solches Schmuckrelief aus einer Privatsammlung in Lima stammt aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Es handelt sich um eine Silberlegierung, die einst einem hölzernen Gegenstand aufgenagelt war, einem liturgischen Gegenstand, einem Reliquienschrein oder auch einer Prunkbibel. Thema der bildlichen Darstellung, die von einem Rankenwerk umgeben ist, ist die Wurzel Jesse, aus der eine Marienerscheinung emporsteigt. Zu beiden Seiten sind ihre Symbole angeordnet. Rechts oben, gegenüber des Turris David, ist am Ende einer Himmelstreppe eine Pforte zum Himmlischen Jerusalem angebracht.

Luis Fernando Figari, Armando Nieto Vélez, Pedro Gjurinovic Canevaro: La Inmaculada Concepción. 150 anos, Lima 2005.
Claus Bernet: Maria Immaculata: Das katholische Jerusalem, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 14). 

 

In der umfangreichen Sammlung Joaquin Gandarillas Infante in Santiago (Chile) befindet sich ein kleines Relief mit den Symbolen der Maria Immaculata. Dieses Kunstwerk ist im peruanischen Ayacucho entstanden, sicher für eine katholische Kirche oder ein Kloster. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren solche Reliefs in ganz Südamerika beliebt, meist zeigen sie sowohl die Himmelspforte als auch die Civitas Dei. Das ist auch hier der Fall: ganz unten rechts ist in die Ecke des Reliefs die Stadt Gottes eingefügt, darüber, etwa in der Mitte der rechten Seite, die Pforte des Himmels. Wie auch bei den übrigen Mariensymbolen hat sich zwar das weiße Schriftband erhalten, aber nicht die Beschriftung, vermutlich einst in lateinischer Sprache. Gut die Zeiten überdauert haben dagegen die Bemalung und die Vergoldung.

Maria Angélica Zegers (Hrsg.): Arte colonial Americano, Santiago 2018.

 

tags: Barock, Neuspanien, Peru, Himmelspforte, Civitas Dei, Schmuck, Lima
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