
Auch auf barocken Klosterkirchen konnte das Neue Jerusalem zur Darstellung gelangen. Ein interessantes Beispiel ist das Deckengemälde des ehemaligen Brigitten-Doppelklosters Altomünster in der Erzdiözese München und Freising. Die Deckengemälde stammen von dem Tiroler Maler Joseph Mages (1728-1769).
Es handelt sich um ein Deckengemälde um den Deckel, der die Heilig-Geist-Öffnung abschließt. Diese Öffnung diente ursprünglich der Ventilation der abgestandenen Luft bei gut besuchten Gottesdiensten. Seit der Gegenreformation gab es auch den Volksbrauch, dort am Pfingstfest die Gegenwart des Heiligen Geistes sichtbar zu machen, durch eine hölzerne oder sogar echte Taube, die durch diese Öffnung in die Kirche flog.
Auf dem Gemälde sieht man unten Johannes lässig sitzend mit Schreibfeder, Buch und Adler. Über ihm schwebt ein Engel und verweist auf das Neue Jerusalem. Vor ihnen erhebt sich ein Berg, von dem Wasser von einer Quelle nach unten fließt. Eigentlich ist dies der übliche Ort einer Zionsdarstellung als „Jerusalem auf dem Berge“. Das Himmlische Jerusalem findet man aber in Altomünster auf den Kopf gestellt auf dem oberen Drittel des 3,70 x 3,20 großen Ölgemäldes. Es ist nicht in quadratischer Form, sondern als oblogenes Rechteck angelegt. Vorne sind drei Tore zu erkennen, vor dessen linkem Tor noch ein Wächterengel zu finden ist. Der Erhaltungszustand war vor der Gesamtrestaurierung 1995 bis 2003 schlecht, und in 14 Meter Deckenhöhe sind Einzelheiten aus dem Kirchenschiff kaum zu erkennen. So gewinnt man den Eindruck, dass die Stadt nicht durch Straßen, sondern durch Trennwände gegliedert ist, als würde man in die Fächer einer Truhe oder die Räume eines Hauses sehen können (vgl. Johannesevangelium Kapitel 14, 2).
Toni Grad (Hrsg.): Festschrift Altomünster 1973, Aichach 1973.
Anna Bauer-Wild u.a.: Freistaat Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern: Landkreis Dachau, München 1996.
Wilhelm Liebhart (Hrsg.): Altomünster, Kloster, Markt und Gemeinde, Altomünster 1999.