Joseph Mages (1728-1769): Deckenbild des Klosters Altomünster (1766)

Auch auf barocken Klosterkirchen konnte das Himmlische Jerusalem zur Darstellung gelangen. Ein interessantes, originelles Beispiel ist das Deckengemälde des ehemaligen Brigitten-Doppelklosters Altomünster (Oberbayern) in der Erzdiözese München und Freising. Die Deckengemälde stammen von dem Tiroler Maler Joseph Mages (1728-1769).

Es handelt sich um eine Malerei um die Platte oder um den Deckel, der die Heilig-Geist-Öffnung abschließt. Diese Öffnung diente ursprünglich der Ventilation der abgestandenen Luft bei gut besuchten Gottesdiensten und der Kerzenbeleuchtung. Seit der Gegenreformation gab es auch den Volksbrauch, dort am Pfingstfest die Gegenwart des Heiligen Geistes sichtbar zu machen. Das geschah durch eine hölzerne oder sogar echte Taube, die dann durch diese Öffnung in die Kirche flog; auch größere Gegenstände konnte man hier herablassen, was dem Bedürfnis des Barock nach Spektakel und Illusion entgegenkam.
Auf dem Gemälde sieht man unten Johannes lässig sitzend mit Schreibfeder, Buch und Adler. Über ihm schwebt ein Engel und verweist auf das Neue Jerusalem. Vor ihnen erhebt sich ein Berg, von dem Wasser von einer Quelle nach unten fließt. Eigentlich ist dies der übliche Ort einer Zionsdarstellung als „Jerusalem auf dem Berge“. Das Himmlische Jerusalem in Anlehnung an die Ulrichbibel findet man aber in Altomünster auf den Kopf gestellt auf dem oberen Drittel des 3,70 x 3,20 Meter großen Ölgemäldes. Es ist nicht in quadratischer Form, sondern als oblogenes Rechteck angelegt. Vorne sind drei Tore mit Wächterengeln zu erkennen. Der Erhaltungszustand war vor der Gesamtrestaurierung 1995 bis 2003 schlecht, und in 14 Meter Deckenhöhe sind Einzelheiten aus dem Kirchenschiff kaum zu erkennen. So gewinnt man den Eindruck, dass die Stadt nicht durch Straßen, sondern durch Trennwände gegliedert ist, als würde man in die Fächer einer Truhe oder die Räume eines Hauses sehen können (vgl. Johannesevangelium Kap. 14, Vers 2).
Einer der Engelsfiguren ist beschädigt, es handelt sich um die Figur im mittigen, vorderen Stadttor. Der Kopf des Engels ist durch ein schwarzes Loch ersetzt. Dieses Loch ist mit Sicherheit erst nach der Deckenbemalung eingehauen worden, da der Maler, hätte er es bereits vorgefunden, seine Komposition geschickt um das Loch herum geführt hätte. Manche (zunächst auch ich) denken, dieses Loch sei nun die oben erwähnte Heilig-Geist-Öffnung. Das ist jedoch nicht der Fall, sondern diese kleine Öffnung dient lediglich der Belüftung. Die Heilig-Geist-Öffnung ist der große Kreis direkt auf dem Zionsberg. Heute ist sie mit unbemalten Brettern notdürftig abgedeckt und stört den Bildaufbau, da man vermuten könnte, es sei die Weltkugel oder ein Vanitas-Emblem. Ursprünglich war der Deckel selbstverständlich bemalt, doch könne wir heute nur spekulieren, was Mages hier einst aufgemalt hat. Vor Ort vermutet man, dass sich der originale Deckel samt der Bemalung noch auf dem Dachstuhl befinden könnte.

Toni Grad (Hrsg.): Festschrift Altomünster 1973, Aichach 1973.
Anna Bauer-Wild u.a.: Freistaat Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern: Landkreis Dachau, München 1996.
Wilhelm Liebhart (Hrsg.): Altomünster, Kloster, Markt und Gemeinde, Altomünster 1999.

 

tags: Oberbayern, Kloster, Barock, Deckenmalerei, Illusionsmalerei
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