Suche
Close this search box.

Olaus Magnus: Maria Immaculata aus „Memoriale effigiatum“ (1557)

Das Himmlische Jerusalem wurde bei Protestanten im 16. Jahrhundert in Bibelausgaben fast immer bildlich als Stadt dargestellt, bei Katholiken waren es Abbildungen der Maria Immaculata nach der Lauretanischen Litanei an erster Stelle, und gelegentlich auch als Festung, Gottesburg, Glaubensburg. Im August des Jahres 1557 erschien in Rom die zweite Auflage des lateinischen Drucks „Memoriale effigiatum librorum prophetiarum seu visionum B. Brigidae“. Es handelt sich um ein frommes Werk über die prophetischen Bücher des Alten Testaments und die Visionen der Heiligen Brigitte, herausgebracht von dem schwedischen Geistlichen und Kartographen Olaus Magnus (1490-1557), welcher in Rom im Exil lebte. Dort vertrieb er sich, bezahlt auf Kosten der Kurie, humanistische Studien und verfasste Streitschriften, die man heute eigentlich als Verschwörungstheorien oder Hetzschriften bezeichnen muss.
Die in dem Werk „Memoriale effigiatum “ zu findenden Holzschnitte sind jedoch nicht von Olaus Magnus, sondern von einem oder mehreren namentlich nicht bekannten Künstlern. Vergleiche mit anderen Darstellungen der Maria Immaculata haben noch nicht geholfen, einen Künstler ausfindig zu machen.
Die Rückseite von fol. YYIIII präsentiert eine Marienfigur, die von einigen ihrer traditionellen Symbole umgeben ist. Rechts mittig befindet sich die Himmelpforte (Porta Coeli, hier als Celi tituliert), rechts unten die Gottesstadt (Civitas Dei), beide namentlich in Latein gekennzeichnet.

Die Ausschnitte sind von überraschender Qualität. Es sind keinesfalls lediglich Kopien anderer Vorlagen, sondern es wurden eigenständige Lösungen gefunden. Bei beiden Architekturen fallen die blockartigen massiven Strukturen auf. Es sind Zugänge zu Festungen, mit hohen kahlen Mauern, kleinen Fenstern, Schießscharten und schmalen Eingängen. Im Ergebnis sehen sich die Pforte und die Gottesstadt überraschend ähnlich.

Olaus Magnus: Memoriale effigiatum librorum prophetiarum seu visionum B. Brigidae alias Birgittae viduae stirpis regiae de regno Suetiae, Romae 1557.
Olaus Magnus: Die Wunder des Nordens, Frankfurt am Main 2006.

 

tags: Holzschnitt, Marienlitanei, Maria Immaculata, Himmelspforte, Civitas Dei, Festung
Share:
error: