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Daniel Frese (geb. um 1540-1611): Rathausgemälde in Lüneburg (1578)

Zu sehen ist auf dem Ausschnitt ein streng geometrisiertes Himmlisches Jerusalem auf der linken Seite, während rechts zwei Engel und Christus einen dunklen Vorhang zurückziehen, um die Szene zu enthüllen. Was kommt zum Vorschein? Umgeben von einer Stadtmauer und zwölf grauen Rundtürmen, die jeweils mit einem Namen der jüdischen Stämme versehen sind, reihen zahlreiche Häuser. Diese finden sich zu sechzehn Häusergruppen, bzw. Stadtvierteln, zusammen. Es sind rotfarbene backsteinsichtige Bauten mit gotischen Stufengiebeln, wie sie in Lüneburg zu dieser Zeit die Regel darstellten und das Stadtbild prägten. Die Stadtmitte ist übrigens nicht besetzt, dafür sitzt Gott auf einem Thron direkt über der Stadt, zwischen dem Zitat aus der Johannesoffenbarung „Siehe, ich mache alles neu“.
Zwischen 1573 und 1578 fertigte der Maler Daniel Frese (geb. um 1540), der sich zu dieser Werkausführung in Lüneburg niederließ  und dort bis zu seinem Tode 1611 lebte, mehrere Repräsentationsbilder. Frese schuf die großformatigen Werke, die die protestantische Regierungsethik allegorisch darstellen, für den Lüneburger Stadtrat. Das Gemälde mit dem Himmlischen Jerusalem ist vom Wunderzeichenbuch (um 1550), der Emserbibel (1568) und bereits von Vitam Aeternam (spätes 16. Jh.) mit beeinflusst. Es ist an der Ostwand der Großen Ratsstube zu finden. Es war von der Ratsherren-Bank aus gut zu sehen und befand sich direkt hinter dem Richtergestühl. Es sind auch Lehrtafeln, die vor allem die evangelische Wortverkündigung illustrieren und sich auf Melanchthons Schrift „Summa“ beziehen. Wie bei Lehrtafeln üblich, wurden sie mit einem erläuternden Text versehen, der teilweise auf der Stadtmauer zu sehen ist.

Susan Tipton: Res publica bene ordinata, Hildesheim 1996.
Maike G. Haupt: Die Große Ratsstube im Lüneburger Rathaus (1564-1584), Marburg 2000.
Matthias Müller: Die Stadt als Burg der Gottesfurcht: Daniel Freses Gemälde im Lüneburger Rathaus, in: Felix Biermann, Matthias Müller, Christofer Herrmann (Hrsg.): Castella Maris Baltici VII: Beiträge der Tagung ‚Die Stadt als Burg’, Greifswald 2006, S. 115-125. 

 

tags: Daniel Frese, Gerichtsbild, Rathaus, Renaissance, Johannes Sadelers I., Lüneburg, Niedersachsen
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