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Emser-Testament (1568 und 1587)

Zu sehen sind zwei Fassungen der berühmten Emser-Ausgabe des Neuen Testaments, zunächst oben die Ausgabe aus dem Jahr 1568; dann unten die entsprechende Illustration einschließlich des Renaissancerahmens aus der Folgeausgabe 1587, S. 806.

In Köln am Rhein erschien 1568 bzw. 1572/73 in einem Nachdruck eine bebilderte Neuauflage des Emser-Testaments („Das Newe Testament“) – eine katholische Bibelausgabe des Neuen Testaments, die Hieronymus Emser (1478-1527) übersetzt und Johannes Waldorf gedruckt hatte. 
Hieronymus Emser war Theologe und ein bedeutender Gegenspieler Luthers während der Reformation. Da Emser Luther berechtigte Fehler bei seiner Bibelübersetzung vorwarf, übersetzte er schließlich im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das Neue Testament ins Deutsche, die freilich ebenfalls keinesfalls fehlerfrei ist. In dieser Fassung hatte er die ältere Version Luthers mit Rückgriff auf die Vulgata überarbeitet, da die (katholische) Kirche Luthers originelle Wortschöpfungen und seine Direktübersetzung aus den älteren hebräischen und griechischen Urtexten ablehnte. 1527/28 wurde das „Emser-Testament“ unter dem Titel „Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text“ erstmals in Dresden gedruckt. Die Übersetzung fand bald weite Verbreitung in der katholischen Geistlichkeit und wurde 1537 von Johannes Eck als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung beider Testamente verwendet. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende erste niederdeutsche Übertragung erschienen, an welche die Kölner Fassung anlehnt. In dieser wurde dann die Apokalypse mit 21 Holzschnitten einschließlich Randleisten versehen. Es sind einfache Arbeiten eines anonymen Künstlers, die ohne großen Zeit- oder Geldaufwand speziell dieser Auflage beigegeben wurden. Zu den protestantischen Illustrationen der Reformationszeit ergeben sich zunächst keine Unterschiede, ein solches Neues Jerusalem könnte sich ebenso in einer Lutherbibel befinden. Die großen katholischen Gegenentwürfe sollten erst noch kommen.

Gustav Kawerau: Hieronymus Emser. Ein Lebensbild aus der Reformationsgeschichte, Halle 1898.
Hermann Gelhaus: Streit um Luthers Bibelverdeutschung im 16. und 17. Jahrhundert, 2 Bdd., Tübingen 1989-90.
Buch- und Kunstantiquariat Robert Wölfle (Hrsg.): Martin Luther, das September-Testament, 1522 (…) München, um 1990.
Uwe Köster: Studien zu den katholischen deutschen Bibelübersetzungen im 16., 17. und 18. Jahrhundert, Münster 1995.

 

tags: Holzschnitt, Emser Testament, Bibelausgabe, Reformation
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