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Ikonentypus „Auferstehung – Abstieg in die Hölle“ (spätes 17./frühes 18. Jh.)

Das Thema „Auferstehung – Abstieg in die Hölle“ kam in Russland am Ende des 17. Jahrhunderts auf, es gibt im Rahmen der Ikonenmalerei mehrere Beispiele. Die Hölle ist auf diesen Ikonen unten dargestellt, unter der zentralen Christusfigur, die über die Auferstandenen richtet, ob sie nach unten in die Hölle müssen oder nach oben in die Gottesstadt dürfen. Das Neue Jerusalem befindet sich bei diesem Typus stets am oberen Bildabschluss und zieht sich über die gesamte Breite. Fast immer sind die zwölf Tore der Stadt gut zu sehen, wie auch im ersten Beispiel aus der Moskauer Tretjakow-Galerie (Inventarnummer 22363). Die Malerei in Tempera eines unbekannten Meisters entstand um 1680 und hat die Maße 160 x 82 Zentimeter. Wie bei diesem Bildtypus üblich, sind um die Stadt Flammen gesetzt (eigentlich die Flammen des göttlichen Geistes, siehe dazu auch westeuropäische Vorlagen, wie Vitam Aeternam), während im Inneren zahlreiche Heilige versammelt sind und durch das Haupttor rechts weitere Heilige einziehen. Die Stadt ist annähernd quadratisch angelegt, die Mauern springen vorne leicht polygonal vor- und zurück. Bis auf das zentrale, größere Eingangstor wacht in jedem der übrigen goldenen Tore ein Engel. Das Stadtinnere ist an das Paradies angelehnt, zahlreiche Heilige wandeln in einer Gartenlandschaft friedlich umher, Häuser, Arkaden oder Abendmahlsfeiern gibt es hier nicht.

 

Von vielen Ikonen, wie auch im ersten Beispiel aus der Tretjakow-Galerie, kennen wir nicht den Namen des Künstlers. Es gibt jedoch eine zweite Ikone des Typus „Auferstehung – Abstieg in die Hölle“, bei der der Maler ausnahmsweise bekannt ist. Es handelt sich um eine 178 x 127 Zentimeter große Ikone, an welcher mindestens drei Maler in Moskau beteiligt waren, nämlich Petr Fedorov Bilindin, Nikolay Solomonov Burgarov und Petr Semenov Korobov. Auch bei diesem Kunstwerk nimmt das Neue Jerusalem fast das gesamte obere Drittel der Ikone ein. Die Stadt besteht aus zwölf von Engeln bewachten Toren und einem großen Haupttor rechts. Durch dieses treten die Heiligen von unten in die Stadt ein. Im Inneren findet sich eine hügelige Landschaft, zwischen der Heilige lustwandeln. Nicht nur drei Maler sind namentlich bekannt, sondern auch das Entstehungsjahr: 1694. Das Kunstwerk war einst Teil der Ikonostase der Auferstehungskirche Kadashi in Moskau. Heute jedoch befindet sie sich in der Dreieinigkeitskirche in Moskau-Ostankino, dort mit der Inventarnummer И12.

 

Eine besonders prächtige Ikone mit dem Neuen Jerusalem befindet sich im St. Petersburger Museum der Religionen (Inventarnummer A-5538-IV). Das imposante Werk ist kaum bekannt und wenig erforscht, wir kennen weder den Künstler, den Entstehungsort oder das genaue Alter. Es wird geschätzt, dass die Ikone im frühen 18. Jahrhundert in Russland als Temperamalerei der Größe 165 x 113 Zentimeter entstanden ist, sicherlich im kirchlichen Umkreis. Man hat ihr den Namen „Auferstehung Christi“ gegeben. Auf der Ikone steht unten der auferstandene Christus, umringt von Bittstellern, die in das Neue Jerusalem oben möchten (siehe Ausschnitt). Einigen wenigen Heiligen wird oben rechts Einlass gewährt. Dieses Eingangstor ist als Triumphbogen gehalten, die Größe und eine korinthische Säule heben es unter den übrigen elf Toren hervor. Diese sind einzigartig verteilt: drei hinten, drei links und fünf vorne. Zwischen den Toren sind die Edelsteine gut zu erkennen. Im Inneren findet man zahlreiche Details, für die Ostkirche typisch: einen Brunnen (vgl. dazu eine Ikone russische Gerichtsapokalypse der Zeit um 1620), einen Tisch mit drei Heiligen, weitere Kreuze mit Engeln, ein Altartisch mit rotem Tischtuch, Gräber, Sträucher und Pflanzen.

Комашко Н. И. Русская икона XVIII века, Москва́ 2006.

 

tags: Russland, Tretjakow-Galerie, Moskau, Hölle, Orthodoxe Kunst, Museum der Religionen, St. Petersburg, Auferstehung, Hölle, Tempera, Brunnen
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