Leonardo Ugolini: Sandjerusalem (2006)

Das Himmlische Jerusalem ist sicher nicht auf Sand gebaut, aber in Sand dargestellt worden. Seit dem Jahr 1997 baut der Sandkünstler Leonardo Ugolini aus Italien mehrfach Sandarchitekturen, stets zusammen mit weiteren Sandobjekten wie Menschen, Tieren etc. Alles wird ausschließlich aus Sand und Wasser errichtet. Seine Ausstellung, die immer wieder in jeder Stadt neu geschaffen werden musste, wurde in vielen Städten Europas gezeigt, so in Cesena, Città di Castello, Xanten, Valladolid, Moskau sowie in Minamisatsuma in Japan.

Einzig in Cesena in der Emilia-Romagna gehörte das Himmlische Jerusalem zu einem umfangreichen Ensemble weiterer Sandobjekte, die in sechzig Tagen geschaffen wurden und die bis zu einem Monat hielten. Gezeigt wurde die Geschichte der Menschheit im 20. Jahrhundert, gerahmt vom Sündenfall und dem Erscheinen des Himmlischen Jerusalem. Angeregt davon schuf drei Jahre später der evangelische Prediger Vasile Filat ebenfalls eine Burg aus Sand in Rumänien.
Ignoriert von der akademischen Kunstgeschichte erreichte Ugolini mit seinen ephemeren Kunstwerken Millionen und regt auch zur Nachahmung an: Drei Jahre später schuf der evangelische Prediger Vasile Filat ebenfalls eine Burg aus Sand in Rumänien. Viele Betrachter dürften durch Ugolini mitunter erstmals mit dem Gegenstand „Himmlisches Jerusalem“ in Berührung gekommen sein. Der Sandkünstler hat sich für eine Stadtdarstellung als gotische Kathedrale entschieden. Drei hohe Eingänge finden sich an jeder Seite. Die Kreuzblöcke an den Ecken haben weniger ornamentierende, sondern statische Gründe. Auch die pyramidale Form ist hier der Statik geschuldet, passt aber ebenfalls zum Himmlischen Jerusalem, da Höhe, Breite und Tiefe sowohl beim Kubus und bei der Pyramide gleich sind.
Auf christliche Symbolik wurde verzichtet, und selbst der zentrale Dachreiter wird nicht von einem Kreuz, sondern von einem minarettartigen Gebilde bekrönt. Da es nicht möglich war, über der Stadt fliegende Gegenstände einzubauen, wurde ein Engel neben die Stadt gesetzt (hier nicht zu sehen). Weitere kleine Engel, zwölf an der Zahl, finden sich über den Giebeln an den jeweiligen Eingängen verteilt.

Claus Bernet: Kuriositäten, Raritäten, Absonderlichkeiten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 15).

 

tags: Italien, Valladolid, Moskau, Japan, Sand
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