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Margherita Pavesi Mazzoni (1930-2010): „Gerusalemme celeste“ (1990) und das Bischofswappen von Görz/Gorizia (2012)

Margherita Pavesi Mazzoni (1930-2010) war eine Mailänder Bildhauerin und Malerin. Sie beschäftigte sich neben afrikanischer Kunst auch mit Ikonenmalerei. 1990 entstand in Montepulciano eine späte Arbeit, die dann von einer römisch-katholischen Gemeinde in Prato angekauft wurde. Quadrat und Kreuz sind die Grundformen dieser Arbeit, bei der lediglich verschiedene Braun- und Schwarztöne auf vergoldeten Grund gesetzt wurden. Die Mitte markiert ein Kreuz, der in einen Kreis gesetzt wurde. Von ihm gehen in jeder der vier Himmelsrichtungen jeweils drei braune Streifen aus, welche für die Tore der Stadt stehen. Der städtische Charakter wird nochmals durch die Rahmung unterstrichen, die an Zinnen und einfache Häuser anlehnt. Durch das Einfügen der Holzplatte in eine steinerne Konche wird der archaisch-meditative Charakter der Arbeit nochmals unterstrichen: „Diese Malerei soll als Vertiefungsbild wirken, sie soll zeigen, dass der Glaube den Verwirrungen und Wirrungen des Lebens eine Orientierung (nicht Sinn) geben kann. ‚Gerusalemme cleste‘ entstand aus einem Gedicht, welches mich in den 1980er Jahren beschäftigte: ‚Mein Anfang wird in Dir sein Ende finden / Große Sonne / ewige Mutter / dazu geboren, Erlösung zu schenken‘“ (Margherita Pavesi Mazzoni, 2001).

 

Die Konzeption führte zu einer weiteren, überraschenden Arbeit, die das Motiv noch viel bekannter machen sollte. Es handelt sich um das Wappen des Kirchenrechtlers, Advokaten und Rechtsgelehrten Carlo Roberto Maria Redaelli (geb. 1956), der seit 2012 auch Erzbischof von Görz (Gorizia) ist (Region Friaul-Julisch Venetien). Dieser hatte Pavesi Mazzoni in seiner Mailänder Zeit kennen gelernt. Anlässlich seiner Ernennung wurde sein Wappen vom ikonographischen Atelier des Klosters von Bose in Magnano (Provinz Biella, Region Piemont) innerhalb des Grafikerteams um Laura Brusotto und Roberta Toresani gemeinsam erarbeitet. Neben der Vorlage von Pavesi Mazzoni ließ man sich, wie ja auch Pavesi Mazzoni selbst, vor allem von romanische Darstellung Jerusalems inspirieren, so von der Bamberger Apokalypse (um 1000). Das Wappen orientiert sich am Wahlspruch des Erzbischofs „Komm, ich will dir die Frau zeigen, die Braut des Lammes“ (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 9). Als diese Frau wird traditionell das Himmlische Jerusalem verstanden. Unter einer Mitra mit Kreuz (als Zeichen der Bischofswürde) werden zwischen zwei weiß-goldenen Schmuckbändern die „klassischen“ Elemente Jerusalems gezeigt: Das sind die Quadratform, das Lamm Gottes im Zentrum, der goldene Untergrund und natürlich die zwölf Tore, drei an jeder Seite. Sie sind dunkel gehalten und sehen aus wie Spielfiguren. In die vier Ecken, die bei dem Werk von Pavesi Mazzoni noch mit Sternen ausgefüllt sind, wurden die Buchstaben Alpha und Omega gesetzt, einmal traditionell in Altgriechisch, dann auch in Hebräisch. Eine solche Kombination im Zusammenhang mit dem Himmlischen Jerusalem ist neu und soll die Verbindung des Christentums mit dem Judentum betonen.

Beitragsbild: BeWeB

tags: Wappen, Bischof, Friaul-Julisch Venetien, Italien, Toskana, Neoromanik
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