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Franz Nüssel (1927-1999): Jerusalems-Leuchter der Kirche St. Michael in Fürth (1961)

Die evangelische Kirche St. Michael in Fürth (Mittelfranken) besitzt den ersten Jerusalemsleuchter der Nachkriegszeit – seit dem Kaiserreich war kein solcher Leuchter mehr entstanden (zuletzt 1914 in Hannover). Hergestellt wurde er im Frühjahr des Jahres 1961. Gut zehn Jahre zuvor, 1952, hatte man bei Renovierungsarbeiten den alten Leuchter entfernt. Es handelt sich bei dem neuen Kunstwerk um einen Reif, auf den zwölf vergoldete Tore aufgesetzt wurden. Diese Tore sehen an der Außen- wie Innenseite gleich aus. Über jedem Tor ist eine Kerzenhalterung samt Wachskerze angebracht, welche die Kirche stimmungsvoll erhellen können, was aber aus Brandschutzgründen kaum mehr geschieht. 

Man findet den Leuchter mit einem Durchmesser von 1,60 Metern und einem Gewicht von zwei Zentnern in der Mitte des Kirchenschiffs. An den vier Himmelsrichtungen sind an der Außenseite des Reifs vier weitere figürliche Darstellungen angebracht. Es handelt sich um die Symbole der vier Evangelisten Johannes, Lukas, Matthäus und Markus. Bei dem schlichten, aber durchaus gelungenen Werk handelt es sich um eine Arbeit von Franz Nüssel (1927-1999). Nüssel war ein Fürther Kunstschmied, Bildhauer und Maler. Viele Jahre später schuf er in der Kirche von Weiboldshausen einen weiteren Jerusalemsleuchter, der als sein Hauptwerk gilt.

Georg Stolz: St. Michael Fürth, München 2007 (2).

 

Zum Künstler:

Franz Nüssel wurde 1927 in Fürth geboren, evangelisch getauft und ging von 1934 bis 1942 in die Fürther Volksschule. Mitten im Zweiten Weltkrieg begann er am 1. April 1942 eine Lehre zum Förster in Zirndorf, konnte aber aus Gesundheitsgründen diesen Beruf später nicht ausüben. Daher besuchte Nüssel ab November 1944 die Fachoberschule Nürnberg und absolvierte eine Ausbildung zum Goldschmied. 1947 wurde er Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler in Nürnberg und arbeitete als selbständiger Kunsthandwerker. Zeitweise war die Auftragslage schwierig, so dass Nüssel auch anderen Arbeiten nachging, so als Chemieassistent im Labor beim Sauerstoffwerk Linde in Nürnberg. Gleichzeitig verfolgte er seine künstlerische Karriere und wurde Schüler bei dem Bildhauer Leo Smigay (1900-1970). Seit 1955 arbeitete Nüssel als Freischaffender Künstler in eigener Werkstatt in seiner Heimatstadt. Nach seiner Hochzeit 1960 mit Johanna Nüssel (gest. 2017) vergrößerte er sein Atelier und zog nach Nürnberg-Schniegling, wo bis zur Erkrankung des Künstlers 1992 zahlreiche sakrale Arbeiten entstanden. Die meisten seiner Arbeiten findet man in der näheren Umgebung von Fürth, seine künstlerisch bedeutendsten Werke sind:
-Eingangstür sowie Kreuz und Leuchter der Versöhnungskirche Nürnberg-Schniegling (1968)
-Abendmahlsgerätschaft der Heilandskirche Hemhofen (1977)
-Kronleuchter für die Kirche in Weiboldshausen (1986).
Neben Ausführungen für evangelische Kirchen führte er auch Schalen, Skulpturen und Schmuckwerke aus, die heute über die ganze Welt verteilt sind. Franz Nüssel verstarb nach langer Krankheit am 8. März 1999 und ist in Fürth auf dem evangelischen Friedhof begraben.

 

tags: Franz Nüssel, Fürth, Mittelfranken, Goldschmied, Leuchter, Nachkriegskunst
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