Von 1747 bis 1748 wurde unter den beiden Architekten Joseph und Johannes Dornacher eine steinerne Barockkirche in Hindelang errichtet. Der Ort nennt sich seit 2002 Bad Hindelang und befindet sich im schwäbischen Landkreis Oberallgäu. In der heute evangelisch-lutherischen Kirche finden sich zahlreiche Kartuschen mit Malereien zu biblischen Themen. An der Brüstung der westlichen Empore beispielsweise führt ein großer Engel im antikisierten rötlichen Gewand samt Brustpanzer einen Knaben über einen Friedhof. Der Engel, vergleicht man ihn mit der Malerei auf dem Deckenbild, steht vermutlich für den Patron der Kirche, Sankt Michael. Rechts der beiden Figuren sieht man den Höllendrachen, zu dem der Begleiter des Engels furchtsam herüberschaut.
Oben links hingegen erscheint das das Himmlische Jerusalem zwischen den Wolken. Zu dieser Stadt führt ein schmaler Weg, den der Engel und seine Begleitung beschreiten. Die Stadt besteht aus einem Zentralbau mit Kuppel und weiteren spitzen Seitentürmen. Aus dem breiten Haupttor leuchtet es den Wanderern bereits entgegen. Das hübsche Werk mit volkstümlichen Zügen der Gegenreformation stammt von einem noch unbekannten Meister des Rokoko, während die erwähnten Künstler Dornacher sämtliche Stuckarbeiten ausführten. Die Kartuschenmalerei wurde in der Vergangenheit dem Maler Balthasar Riepp (1703-1764) aus Kempten zugeschrieben, weil dieser ein anderes Fresko in der Dreifaltigkeitskirche geschaffen hat. Nach den Forschungen von Franz Lorenz und anderen wird diese Ansicht nicht mehr vertreten, allerdings nennt Lorenz auch keine alternativen Namen.
Richard Hoffmann: Hindelang im Allgäu: Meisterwerke und Volkskunst in Kirchen und Kapellen, München 1941,
Max Pfau: Hindelang/Allgäu: in seinen Gotteshäusern, München 1956.
Franz Lorenz: Hindelang, Allgäu: seine Gotteshäuser, München 1979.
Claus Bernet: Barock und Rokoko, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 31).