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Adolf Quensen (1851-1911): Evangelische Kirche in Lelm (um 1890)

Um das Jahr 1890 wurde die Decke der evangelisch-lutherische Kirche St. Maria zu Lelm, einem Ortsteil der Stadt Königslutter, mit Freskenmalereien ausgestattet. Für den Entwurf und die Ausführung gewann man Adolf Quensen (1851-1911), den angesehenen „Hof- und Dekorationsmaler“ des Herzogs von Braunschweig, zu dessen Herrschaftsgebiet Lelm gehörte. Quensens großen Erfolge, wie die Fresken in der Lutherkirche von Bad Harzburg, seine Innengestaltung für die Stiftskirche St. Peter und Paul (Kaiserdom Königslutter) und natürlich die Ausmalungen der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sollten noch kommen, so dass es für die agrargeprägte Landgemeinde gerade noch möglich war, sich den Künstler zu leisten.
Gleichwohl zählt diese Arbeit Quensens, der in Ägypten in Folge von Anämie verstarb, fast schon zu seinem Alterswerk: In diesem Alterswerk nahm er Impulse des Art Deco und des Jugendstils auf und kam zu einer eigenständigen Formsprache, die von deutschen Kunsthistorikern lange Zeit ignoriert, dann unterbewertet und schließlich akzeptiert wurde. Parallel zu einer ähnlichen, kurz darauf ausgeführten Malerei in Alt-Lehndorf zeigt sich hier zwar noch nicht die Gottesstadt in ihrer Architektur, aber bereits der grünblaue Lebensfluss als äußere Rahmung, das stehende Lamm Gottes samt des Kreuzes und der Siegesfahne in der Mitte sowie den Symbolen der vier Evangelisten am Rand. Die wurden von Quensen in eigenständige Tondi gefasst, so beispielsweise der Adler für Johannes, der damals als Verfasser des Johannesevangeliums und der Johannesoffenbarung angesehen wurde. Die Stadt ist in der Quadratform angedeutet, in welche die vier Tondi an den vier Seiten eingesetzt wurden.

Ilse Poerschke, Helmut Elsner, Gerhard Tost: 1000 Jahre Lelm: 983-1983. Das Jubiläumsfest, Helmstedt 1983.
Ilse Poerschke, Helmut Elsner, Gerhard Tost: 1000 Jahre Lelm. Ein Dorf stellt sich vor, 983-1983, Helmstedt 1983.
Norman-Mathias Pingel: Quensen, Adolf, in: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, S. 18. 

 

tags: Deckenmalerei, Historizismus, Braunschweiger Land, Adolf Quensen, Lamm, Niedersachsen
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