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Adolf Quensen (1851-1911): Kirche Lelm (um 1890)

Um 1890 wurde die Decke der Kirche St. Maria zu Lelm, einem Ortsteil der Stadt Königslutter, mit Freskenmalereien ausgestattet. Für die Ausgestaltung gewann man Adolf Quensen (1851-1911), den angesehenen „Hof- und Dekorationsmaler“ des Herzogs von Braunschweig. Quensen hat auch die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ausgemalt. In seinem Alterswerk nahm er Impulse des Art Deco und Jugendstils auf und kam zu einer eigenständigen Formsprache, die von deutschen Kunsthistorikern lange Zeit unterbewertet wurde. Parallel zu einer ähnlichen Malerei in Alt-Lehndorf zeigt sich hier zwar noch nicht die Gottesstadt in ihrer Architektur, aber bereits der grünblaue Lebensfluss, das Lamm Gottes samt des Kreuzes in der Mitte sowie den Symbolen der vier Evangelisten am Rand, in eigenständige Tondi gefasst.

Norman-Mathias Pingel: Quensen, Adolf, in: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, S. 18. 

 

Zum Künstler:

Adolf Quensen erblickte 1851 in Lamspringe, heute zum Landkreis Hildesheim zugehörig, das Licht des Lebens. Zunächst absolvierte er bei seinem Vater eine Lehre zum Maler, anschließend machte er eine Ausbildung am Braunschweiger Collegium Carolinum und an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München. Seine Studien komplettierte Quensen durch Kirchenmalerei in Wien 1872/73. Quensen bekam danach zunächst Aufträge zur Beteiligung an Ausmalungen von Kirchen in Stuttgart und Nürnberg. Sein erstes eigenständiges Werk war 1879 die Ausmalung des Doms St. Blasii in Braunschweig; es folgten Aufträge für die Kirchen in in Helmstedt, Riddagshausen, Mariental, Runstedt und Waggum. Um 1880 war er ein gefragter Vertreter des Historismus, er gründete im März 1881 sein eigenes Atelier in München und heiratete Marie Quensen. Gut zehn Jahre darauf, 1892, wurde er zum Herzoglich-Braunschweigen Hof- und Dekorationsmaler ernannt. Der Künstler war jedoch nicht allein im Herzogtum Braunschweig tätig (bekannteste Arbeiten: Braunschweiger Dom, Kaiserdom Königslutter, Klosterkirche St. Marienberg in Helmstedt, Burg Dankwarderode, Kirche in Eitzum, Kirche in Lelm, Braunschweiger Rathaus), sonder er gestaltete auch Sakral- und Profaninnenräume an anderen Orten, wie in Schöningen, Bielefeld, Benzingerode, Neuerkerode, Hasselfelde, Görlitz, Bad Harzburg und in Oelber am weißen Wege. Bis hin zu Sultanspalästen in Istanbul reichte sein Œuvre. Am bekanntesten sind sicherlich die Ausmalung der Kirche St. Maria zur Höhe in Soest sowie die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 1895.
1908 wurde Quensen mit dem preußischen roten Adlerorden vierter Klasse für seine Arbeiten an der Christuskirche im böhmischen Marienbad (Mariánské Lázně in Tschechien) ausgezeichnet. 1910 übergab der Meister aus gesundheitlichen Gründen seine Firma einem seiner Söhne. Quensen starb am 16. April 1911 als Folge von Blutarmut in Helwan (Ägypten) und wurde auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof bestattet. In sein Steinkreuz wurde die Inschrift „Die Liebe höret nimmer auf“ gemeißelt, ein Zitat aus dem 1. Korintherbrief, Kap. 13, Vers 8.

 

tags: Deckenmalerei, Historizismus, Braunschweiger Land, Adolf Quensen, Lamm, Niedersachsen
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