Bemerkenswert sind die Wandmalereien der evangelischen Kirche zu Briesen im Spreewald, vor allem wegen ihres Umfanges und ikonographischen Programms. Vieles spricht dafür, dass die Einweihung der Fresken 1486 geschah, denn diese Jahreszahl befindet sich im oberen Teil der Nordwand. Unbekannt ist, wer die Bilder gemalt hat. Eine Vermutung sagt, dass es eine Werkstatt aus Cottbus gewesen sein könnte, andere Fachleute gehen davon aus, dass es wandernde Handwerker aus Böhmen gewesen waren. Mit anderen Darstellungen des Neuen Jerusalem, wie etwa im nahegelegenen Kalkwitz, bestehen keine Abhängigkeiten.
Die Seccomalereien wurden dann im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation weiß übertüncht. Die Freilegung der Bilder und die Renovierung der gesamten Kirche geschah zwischen 1952 und 1956, wobei die Patronatsloge an der Südseite abgebaut wurde. An dieser Seite befindet sich eine Darstellung des Neuen Jerusalem in Gestalt zweier voneinander getrennter Sakralbauten. Möglicherweise waren rechts noch weitere Bauten dargestellt, die aber durch den Einbau der Patronatsloge oder bereits zuvor zerstört wurden. Der Wert der manchen blass erscheinenden Malereien liegt in Briesen darin, dass die Malereien nie nachkoloriert wurden, sondern wir einen Originalbefund der spätmittelalterlichen Farbgebung vor uns haben.
Das Neue Jerusalem ist ungewöhnlich hoch und schmal. Im unteren Bereich drängen die Geretteten an die Himmelspforte, wobei die meisten der nackten Menschen beiderlei Geschlechts beschädigt und nicht gut freigelegt worden sind. Die Himmelspforte ist wie die Längsfront eines Kirchenbaus gestaltet und mit einem lateinischen Kreuz besetzt. Vor ihr steht eine mächtige Person mit der Tiara: der Papst. Eine Besonderheit in Briesen ist, dass hier nicht Petrus dem Papst die Tür öffnet, sondern der Papst gleich selbst den Schlüssel in der Hand hält. Noch aber ist die Himmelspforte geschlossen.
Über ihr erheben sich nun ein weiterer Bau. Er ähnelt dem unteren, ist aber aus einer anderen Perspektive wiedergegeben. Er ist an der Traufseite zweistöckig, an der Giebelseite dreistöckig. Auch dieser Bau ist wieder mit einem Kreuz versehen. Engel oder Gerettete, die aus dem Fenster schauen, sucht man hier vergeblich, wie auch der Lebensbaum, die Ältesten oder andere belebenden Elemente nicht aufgenommen wurden. Ausnahme: Ein gewaltiger Engel hoch über der Stadt, der mit der Posaune zum Gericht ruft.
Kirche in Briesen/Spreewald, Briesen (1990).
Detlef Karg (Hrsg.): Mittelalterliche Wandmalereien in Brandenburg, 1: Der Südosten – die brandenburgische Lausitz, Worms 2010.