
Die evangelische Dorfkirche von Kalkwitz, einem Ortsteil der Stadt Calau am Rande des Spreewalds, schien schon dem Verfall preisgegeben – sie sollte, wie das gesamte Dorf, dem Braunkohletagebau weichen und war quasi zur Ruine verkommen. Die Kirche, ein rechteckiger Feldsteinbau im ursprünglich gotischen Stil, stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert, vermutlich um 1520. Aus dieser Zeit datieren die Wandmalereien mit Szenen aus der Passions- und Ostergeschichte sowie der Schöpfung. Entdeckt wurden sie in den 1950er Jahren durch Pfarrer Hugo Ulrich, doch erst mit der Rekonstruktion und Sanierung der gesamten Kirche nach 1990 konnten sie freigelegt werden. Die Leitung hatte Ingenieur Uwe Burckhardt, die Freilegungen nahm die Firma Andreas Schulz aus Lieberose vor. Auf der rechten Westwand ist, im Kontext einer Gerichtsdarstellung, in leuchtenden Farben ein Neues Jerusalem zu sehen. Es befindet sich unter der Empore gegenüber dem Altar, eine für das Thema eher ungewöhnliche Position, die auch in keinem Zusammenhang steht mit den angrenzenden Bildfeldern.
Die Fresken sind farblich verblasst und nur in Teilen erhalten. Die Stadt Jerusalem ist links in Gestalt einer mittelalterlichen Burg zu sehen, ganz überwiegend in verschiedenen Brauntönen. Einer der Türme besitzt ein hohes, schmales Tor, die Himmelspforte. Vor dieser Pforte haben sich mehrere Menschen eingefunden, zu erkennen ist die erste als Petrus und die zweite (anhand der Tiara) als Papst. Im Verhältnis zu der Stadt sind sie in Übergröße wiedergegeben.
Martina Schmidt: Zwischen Paradies und Fegefeuer. Das Bildprogramm in der Dorfkirche von Kalkwitz, in: Offene Kirchen, 2003, S. 46-47.
Detlef Karg (Hrsg.): Mittelalterliche Wandmalereien in Brandenburg, 1: Der Südosten – die brandenburgische Lausitz, Worms 2010.
Claus Bernet: Gotik, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 30).