Giovanni Baleison: Cappella dei Santi Sebastiano e Michele, Celle di Macra (1484)

Die römisch-katholische Cappella dei Santi Sebastiano e Michele in der piemontesischen Gemeinde Celle di Macra (Val Maira, Region Piemont), mitten im Wald gelegen, besitzt eine prächtige Wand- und Deckenmalerei. Ausgeführt wurde sie vom italienischen Malermeister Giovanni Baleison im Jahr 1484, als der Ort zum Herzogtum Savoyen gehörte und die Kunst florierte. Diese Zuweisung des Werkes in Marmora gelang während der Restaurierung durch folgende Signatur: „Iohannes de Baleisonis habitator Demontis“.
Die Kirche des Ortes mit gerade einmal knapp einhundert Bewohnern ist kaum erforscht, die Fresken sind außer bei Fachleuten wenig bekannt.
Auf verschiedenen Wandseiten der Kapelle sind die Hölle und das Paradies dargestellt. Eine lange, graue Mauer trennt den irdischen vom himmlischen Bereich. Links sieht man noch die Reste einer Himmelstreppe und einen Torturm. Vor der Mauer reihen sich Personifikationen der Tugenden aneinander, wie etwa „Fraternitas“ als Frau mit zwei Säuglingen.
Hinter den Zinnen befinden sich zahlreiche Heilige, geistliche wie weltliche. Ganz links befindet sich ein gemaltes Gitter. Es handelt sich um einen Limbus („Rand“), ein Art Zwischenreich, in dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind, aber auch nicht in die Hölle müssen. 

Noemi Gabrielli: La pittura nel saluzzese sullo scorcio del secolo XV, in: Bollettino della Società per gli Studi Storici, Archeologici ed Artistici della Provincia di Cuneo, N. S., 39/40, 1957/58, S. 5-16.
Zeno Birolli: Il formarsi di un dialetto pittorico nella regione ligure-piemontese, in: Bollettino della Società Piemontese di Archeologia e Belle Arti, N. S., 20, 1966, S. 115-125. 

 

Zum Künstler:

Giovanni Baleison, auch Giovanni Belisoni, wurde um 1425 in Demonte (Region Piemont) geboren. Der Maler ist 1481 in Venanson, 1484 Celle di Macra im Mairatal und 1486 in Stroppo Bassura nachgewiesen. In Venanson gestaltete er Fresken zur Legenda Aurea, einer mittelalterlichen Legendensammlung. 1482 bis 1485 arbeitete er an der Sebastianskapelle in Marmora. Auch fertigte eine Thronende Madonna in der Apsis von Santa Maria della Pieve in Beinette an. 1491/92 arbeitete er mit Giovanni Canavesio in La Brigue zusammen. Da man keine späteren Werke mehr kennt, gehen manche Wissenschaftler von einem Tod vor 1500 aus.

 

tags: Piemont, Spätmittelalter, Quattrocento
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