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Heziloleuchter aus dem Hildesheimer Dom (1054-1079)

Ein weiterer Radleuchter im Hildesheimer Dom neben dem älteren Thietmarleuchter wurde von Bischof Hezilo (1054-1079) gestiftet. Damit sollte dem unter seiner Herrschaft nach einem Brand wieder aufgebauten Mittelschiff des Altfrid-Doms eine würdige Beleuchtung gegeben werden. Es ist mit sechs Metern Durchmesser und heute 72 Lichtern der größte der fünf in Deutschland erhaltenen mittelalterlichen Radleuchter (zwei in Hildesheim, jeweils einer in Comburg, Einbeck und Aachen). Der vergoldete Kupferreif ist mit durchbrochenem Blattwerk und Ranken verziert, er trägt lateinische Inschriften. Der Anfang lautet: „Urbs est sublimis. Miris fabricata fiuguris undiq(ue) p(er)fecta. Fidei compagine iuncta“, was auf das Himmlische Jerusalem abzielt („Hoch schwebt die Stadt. Gebaut in wunderbarer Gestalt und vollkommen. Umschlossen ist sie vom Band des Glaubens“). Durch zwölf Tore, zwölf Türme mit Namen der Apostel und die quadratischen Zinnen am oberen Rand kommt die Stadtqualität gut sichtbar zum Ausdruck. In den Türmen und Toren befanden sich einst silberne Figuren, die nicht erhalten sind. Möglicherweise waren dort auch Öllampen, oder wurden dort hineingestellt, nachdem die Figuren im 16. Jahrhundert abgenommen und verkauft worden waren. Verlust ist auch der Edelstein- und Silberschmuck des Leuchters sowie sein Zentrallicht, von dem wir nicht wissen, wie es aussah. In der Mitte hing einst eine große Ampel an einer Kette herunter, die ebenfalls verloren ist. Erhalten blieb jedoch die geometrische, architektonische, animalische und vegetabile Ornamentik der Spätottonik, die den Leuchter umzieht.

1735 wäre der damals ruinöse Heziloleuchter beinahe durch acht neue barocke Lichterkronen ausgetauscht worden, was man dann aber wegen fehlender Gelder nicht weiter verfolgte. Belagerungen, Kriege und Vandalismus haben den Leuchter vielfach beschädigt. Im letzten Krieg wurde er 1942 in zwei Teile zerlegt und ausgelagert. Es kam jedoch im Laufe der Zeit auch mehrfach zu Restaurierungsarbeiten, etwa im 16., 19., 20. und 21. Jahrhundert. Die Abstände dieser Restaurierungen werden immer kürzer, zuletzt wurde der Leuchter von 2002 bis 2007 grundsaniert. Seitdem befindet er sich wieder an seinem angestammten Platz im Langhaus des Doms.

Adolf Bertram: Geschichtliche Nachrichten über die beiden Radleuchter im Dome zu Hildesheim, Hildesheim 1900.
Willmuth Arenhövel: Der Hezilo-Radleuchter im Dom zu Hildesheim, Berlin 1975.
Christian Köhler: Die Basilika St. Godehard in Hildesheim, Hildesheim 1978.
Sabine Noack-Haley: Islamische Elemente am Hezilo-Leuchter im Mariendom zu Hildesheim, in: Al-Andalus und Europa, Petersberg 2004, S. 197-204.

 

tags: Hildesheim, Dom, Niedersachsen, Leuchter, Ottonik, Mittelalter, Jerusalemsleuchter
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