Das blaufarbene Jerusalem-Fenster der anglikanischen Kapelle des Clifton-College in der englischen Stadt Bristol ist etwas bekannter als gewöhnliche Glasfenster, da es als Besonderheit im unteren Bereich ein Cricketfeld mit Feldspielern zeigt. Cricketfeld waren begeistert, humorlose Geistliche erklärten damals ihr Unverständnis. Das Spielfeld befindet sich vor der Darstellung des College mit seinen neogotischen Bauwerken ganz unten. Darüber hat der Künstler Hugh Ray Easton (1906-1965) eine gewaltige Prunktreppe mit zahlreichen Heiligenskulpturen gesetzt – selten ist man bequemer und feierlicher zum Himmlischen Jerusalem aufgestiegen. Über mehrere Arkaden geht es weiter hinauf zur eigentlichen Stadt. Diese ist mit ihren kristallinen spitzen Türmen, der Engelsfigur mit dem Seher Johannes und den Pappeln ein Selbstzitat des Fensters aus St Paul in King Cross, Halifax (1937). Einzig die steile Stadtmauer mit den Flüssen musste hier, da eine Strebe durch das Fenster führt, durch Häuser im Renaissance-Stil ersetzt werden. Diese Strebe stört den gesamten Bildaufbau, sie zerteilt die Freitreppe und verdeckt einige der Collegebauten.
Man findet das Fenster an der Südseite am östlichen Ende der Kapelle, wo es 1939 eingebaut wurde. Entstanden ist es, wie die Widmung unten verrät, zu Ehren der Regierungszeit von König Georg V. Dieser war von 1910 bis zu seinem Tod 1936 König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland (ab 1927 Nordirland), König der britischen Kronländer sowie Kaiser von Indien. Mit seiner Förderung wurde der Neubau dieser Kapelle des Colleges möglich.
Adam Goodyear: Hugh Ray Easton (1906-1965), in: The Journal of Stained Glass, 26, 2002, S. 45-60.
Peter E. Lowis: The stained glass windows by Hugh Ray Easton in Durham cathedral, Houghton-le-Spring 2014.