Adolf Valentin Saile (1905-1994): Buntglasfenster der Ägidiuskirche in Brettach (1963)
Eine der weniger bekannten Arbeiten des Glasmalers und Glasherstellers Adolf Valentin Saile (1905-1994) findet man in der evangelischen Ägidiuskirche von Brettach in der Region Heilbronn-Franken. Anlass zu dem Motiv des Himmlischen Jerusalem gab möglicherweise eine Emporenmalerei aus der Barockzeit, die in dieser Kirche bereits einmal die himmlische Stadt zeigt. Saile fand 1963 jedoch für den Altarbereich (rechtsseitig) eine ganz andere Formensprache als auf der Merian-Kopie: Im Zentrum stehen das Lamm Gottes und ein Kreuz (mit Christus diesmal in menschlicher Gestalt) in einem Tondo. Dieser wurde durch einen schwarzen, vertikalen Balken zweigeteilt, was die gesamte Bildkomposition beeinflusst. Es scheint aber so zu sein, als ob Saile seine Komposition von Beginn an auf diese Zweiteilung wenn vielleicht nicht gerade ausgerichtet, so doch berücksichtigt hat. Um den rot-schwarzen Tondo ziehen sich nun zwölf Tore, die alle mit einem farbigen Edelstein geschmückt sind und im oberen Feld den Namen eines jüdischen Stamms tragen, Beispielsweise Dan, Gad oder Asser.
Die Tore stehen offen, durch einen Schattenwurf sehen sie aus wie Perlen. Um die Leibung der Tore findet sich eine zweite Beschriftung, diesmal die Namen der Jünger/Apostel, also Thomas, Matthäus, Jakobus u.s.w. Zwischen den Toren wurde auf eine Mauerdarstellung verzichtet, auch der Lebensbaum und der Lebensfluss wurden von Saile motivisch hier nicht aufgenommen.
Evangelische Kirchengemeinden des Bezirks Neuenstadt am Kocher (Hrsg.): Unsere Heimat, die Kirche, Stuttgart 1959.
Evangelische Kirchengemeinde Brettach (Hrsg.): Evangelische Kirche Brettach – Entdeckungen im Jahr des 500. Reformationsjubiläums, Brettach 2017.
Adolf Graf: Die Kirche St. Peter und Paul oder die Ägidiuskirche in Brettach, in: Evangelisches Mesnerblatt, 68, 3, 2017, S. 525-532.
Symbol des Neuen Jerusalem, in: Günther Kempka: Ein neues Dach für Gottes Haus. Renovierung der Brettacher Kirche St. Peter und Paul 2023, Langenbrettach 2023, S. 82-87.
.