Dieses Himmlische Jerusalem gehört einmal nicht zu einer Darstellung der Maria Immaculata, sondern zu einer Kreuzigungsdarstellung aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde in Mexiko angefertigt und befindet sich heute im Schiff der ehemaligen römisch-katholischen Klosterkirche San Martin Obispo de Tours, in der mexikanischen Stadt Huaquechula. Wegen der ungewöhnlichen Form des Torturms, wegen der Physiognomien aber auch anderer Details des insgesamt viel größeren Gemäldes besteht die Vermutung, dass einer oder mehrere der beteiligten Maler einen indigenen Hintergrund hatten. Verwunderlich wäre es nicht, denn Malerei war damals ein schmutziges Handwerk, für das sich viele Spanier zu vornehm wähnten. Das gesamte Gemälde hat heute eine rötliche Tönung, was vor allem dem Firnis geschuldet ist.
Vor dem Tor schaut ein übergroßer Engel in das Buch des Lebens, ob der Name der jeweiligen Person eingetragen ist. Die zukünftigen Bewohner schmoren größtenteils noch im Fegefeuer unter der Himmelspforte. Sie sind nackt, lediglich einer ragt hervor und fällt schon durch seine Kleidung auf, die Historiker dem Adel zuweisen konnten. Vermutlich ist diese individuell gehaltene Figur der Stifter der Malerei. Die Pforte ist ganz die im Stil mexikanischer Kolonialarchitektur gehalten, das heißt, sie hat einen offenen, als Rundbogen gestalteten Eingang, sie ist überwiegend in weißer Farbe gehalten, ist ohne auffälligen Schmuck einfach belassen und endet oben mit einer Kuppel.
Solche Rundtortürme kamen innerhalb der Cusco-Malerschule in Peru auf; Diego Quispe Tito hat sie dort vielleicht nicht gerade erfunden, aber maßgeblich popularisiert. Aus Mexiko war bislang lediglich ein wesentlich jüngeres Beispiel (um 1800) bekannt, jetzt wissen wir, dass solche Tortürme nicht nur im Vizekönigreich Peru, sondern auch in Neuspanien Thema waren.

Carlos Salvador Paredes Martínez: La región de Atlixco, Huaquechula y Tochimilco. La sociedad y su agricultura en el siglo XVI, México 1984.
Laurence Le Bouhellec: Arquitectura religiosa en San Martín Huaquechula, Puebla, Puebla 1997.

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