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1997, Wilfried Pinsdorf, Grabmal, Zentralfriedhof Münster, Münsterland, NRW 1 © Claus Bernet

Wilfried Pinsdorf (geb. 1961): Grabstein auf dem Zentralfriedhof von Münster (1997)

Grabsteine mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem mag es immer gegeben haben, vermehrt findet man sie seit dem Ende des 20. Jahrhunderts, als sich die gesamte Sepukralkultur stark zu verändern begann. Beispiel dafür ist eine Arbeit aus Sandstein von Steinmetz Wilfried Pinsdorf (geb. 1961) aus seinem Havixbecker Atelier im Kreis Coesfeld, aus dem Jahre 1997.
Herr Johannes Hellenkemper aus Münster träumte in seinem Leben stets davon, eines Tages nach Israel zu reisen und zeichnete selbst vor seinem Tod noch ein Himmlisches Jerusalem (Zeichnung verschollen). Diese ersehnte Reise hat nie stattfinden sollen, aber die Zeichnung wurde später für den Bildhauer Pinsdorf zur Grundlage seines Grabsteins für Hans Hellenkemper (1899-1930) und seiner Frau Katharina Hellenkemper (1903-1998) sowie Johannes Hellenkemper (1931-1995).
So steht heute auf seiner letzten Ruhestätte auf dem Zentralfriedhof von Münster (Teil Argidii) eine Stele, auf der zahlreiche Treppen in die Gottesstadt weit hinaufführen. Der gewundene Pfad wird nach oben immer enger und wird zu einer Schlucht, die an einer Himmelspforte endet. Diese steinerne Pforte steht offen, man sieht durch sie hindurch auf andere Grabsteine. Dieser Durchgang ist ein beliebter Rückzugsort für Schnecken aller Art, die man hier sogar im Winter findet.

Die Pforte ist ein einfacher Rundbogen mit einer Zinnenkrone. Der Bogen steht allerdings nicht frei, sondern über ihm ist die Stadt gebaut. Dort endet die Stele in Architekturteilen, die sich nicht einem bestimmten Gebäude zuweisen lassen – es sind Dächer, Türme und Häuser einer engen Stadt mittelalterlicher Prägung. Im unteren Bereich ist die Stele grob behauen; im oberen Bereich, wo sich die Bauten Jerusalems befinden, sind diese glatt geschliffen. Wie übrigens oft auf Grabsteinen, die das Neue Jerusalem thematisieren, wurde auf typische biblische Merkmale, wie Edelsteine, Perlen und vor allem Figuren (Engel, Christus, Gerettete etc.) auch hier verzichtet. Dafür findet sich zwischen dem unteren und oberen Bereich ein Schriftband, auf dem an drei Seiten zu lesen ist: „Dann sah ich einen / neuen Himmel / und eine neue Erde“ (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 1).

Bernhard Müller-Cleve: Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987. Eine Chronik 100jähriger Friedhofsgeschichte in Münster, Münster 1987.
Carl Friedrich von Steegen: Zentralfriedhof Münster: Denkmäler, Ansichten, Fakten, Münster 2001 (2).

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tags: Grabstein, Stele, Friedhof, Sandstein
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