Elmar Hillebrand und Theo Heiermann (1925-1996): Jerusalemsleuchter aus St. Ursula in Bielefeld (1987)
In St. Ursula in Schildesche, einem Stadtteil von Bielefeld, befand sich bereits ein Glasfenster mit einer Darstellung des Neuen Jerusalem von Wilhelm Buschulte (1923-2013), geschaffen 1956. Später kam noch ein weiteres Werk mit diesem Motiv für die einstige Klosterkirche und spätere Schulkirche hinzu: ein Jerusalemsleuchter. Anlass war die Weihe nach dem Umbau der Kirche im Jahr 1987. Der Leuchter war zu diesem Zeitpunkt zwar bereits fertig, doch es kam zu Verzögerungen, da die schwere Bronze neue Verankerungen im Dachstuhl erforderlich machte. Erst 1988 konnten erstmals die 72 Kerzen des Kunstwerks feierlich entzündet werden.
Bei dem Objekt handelte es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Elmar Hillebrand und Theo Heiermann. Beides waren zu diesem Zeitpunkt anerkannte Sakralkünstler in Deutschland. Von Hillebrand sind zahlreiche verschiedene Objekte mit dem Motiv des Neuen Jerusalem bekannt, 1988 arbeitete er gerade an einem Mahnmal zur Hildesheimer Synagoge, wo ebenfalls das Himmlische Jerusalem eine Rolle spielt. Möglicherweise hat diese thematische Schwerpunktbildung dazu geführt, Hillebrand den Jerusalemsleuchter anzuvertrauen. Anders ist es bei Theo Heiermann: Dieser war bislang noch nicht mit einem Werk zum Neuen Jerusalem hervorgetreten, er brachte aber Erfahrung mit Rad- und Kronleuchtern mit ein (etwa für St. Pankratius in Odenthal). Die Zusammenarbeit der beiden war jedoch weniger eine inhaltliche Überlegung und auch kein Zufall, sondern die beiden Künstler arbeiteten oftmals zusammen und waren bereits seit Jahrzehnten befreundet.
Mitte der 1980er Jahre trafen die Schwestern Bonifatia und Schwester Karola die beiden Künstler in Tabgha (Israel). Dort entstanden bereits konkrete Entwürfe für den Bielefelder Leuchter, der an die Tradition der romanischen Leuchter in Aachen und Hildesheim angelehnt sein sollte.
Für St. Ursula entwarfen die Künstler einen Leuchter, dessen Reif mit zwölf niedrigen Türmen ausgestattet ist. Zwischen den Türmen sind jeweils Figuren aus Alabaster als Relief eingearbeitet. Es sind verschiedene weibliche Persönlichkeiten dem Ordensleben, darunter die Gründerin Angela Merici, Blandine Merten oder Edith Stein. Um die Figuren wurden filigrane Mauerbögen eingeritzt, wie übrigens der gesamte Reif im oberen Teil Mauerwerk zeigt, im unteren Bereich rechteckige Applikationen an die Edelsteine, runde an die Perlen der Stadt erinnern.
Ursulinenkloster Bielefeld-Schildesche: früher Breslau, in: Das Wirken der Orden und Klöster in Deutschland, Teil 2: Die weiblichen Orden, Kongregationen und Klöster, Säkularinstitute/ Weltgemeinschaften, Köln 1964, S. 294-295.
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