Es ist kein Zufall, dass auffallend viele Kunstwerke jüdischer Künstler aus Israel mit dem Thema des Himmlischen Jerusalem nach dem Sechstagekrieg entstanden, als auch das Lied „Jerusalem aus Gold“‎ von Naomi Schemer populär war. Ostjerusalem mit dem historischen Zentrum war, mehr oder weniger unverhofft, unter jüdischer bzw. israelischer Kontrolle. Daher war weniger das irdische Jerusalem, das ja nun in jüdischem Besitz war, der kollektive Hoffnungsort, sondern ein jenseitiges, zukünftiges und auch jüdisches Himmlisches Jerusalem wurde benötigt, siehe dazu auch die Arbeit von Shmuel Katz.

Jean Davids „Heavenly Jerusalem“ (74 x 53 Zentimeter) wurde 1971 zunächst als Ölgemälde, Gouache und Collage fertiggestellt. Seine Arbeit war eine Vorstudie für ein Wandgemälde in der sephardischen Jochanan-ben-Sakkai-Synagoge in der Altstadt von Jerusalem. Dort werden die Bauten Jerusalems so eng aneinandergesetzt gezeigt, dass kein weiterer Platz (etwa für Wege, Bäume, Plätze) mehr frei ist. Die Architektur besteht aus blockartigen Flächen in verschiedenen Brauntönen, auf die Fenster und Türen gesetzt sind. Die Stadt ist vom blauen Himmel und drei Wolken umgeben, in die hebräische Verse aus der Thora geschrieben sind.

Jean David: Drawings, 13-30 March ’73, Tel-Aviv 1973.
Jean David: Paintings, drawings 1970-1973 (February-March 1974), Tel Aviv 1973. 

Zum Künstler:

Jean David (1908-1993) war ein rumänisch-israelischer Maler und Grafiker jüdischer Abstammung, spezialisiert auf Gebrauchsgrafik. Jean David begann im Alter von 15 Jahren mit der Malerei. Er studierte von 1927 bis 1933 Kunst in Paris an der Grande Chaumiere Akademie und der Andre Lhote Akademie. Im Jahr 1942 floh er aus Rumänien vor der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung nach Zypern und diente von 1944 bis 1947 in der britischen Kriegsmarine. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich 1948 in Israel nieder, wo er viele Jahre als Berater der israelischen Regierung für Fragen der industriellen Formgebung tätig war.