
Die Fresken im ersten Stock der Westempore der Bischofskapelle von Gurk gehören zu den wertvollsten und bekanntesten Wandmalereien Österreichs. Wer diese Malereien ausführte ist unbekannt, und so spricht man von einem „Meister von Gurk“, der auch die Malereien im nahegelegenen Sankt Marein bei Neumarkt ausgeführt hat.
An der Stelle der abgenommenen Rippen steigen vier schmale Türme empor, zwischen denen sich eine mit (aufgemalten) Edelsteinen besetzte Mauer zieht. Auf der Mauerkrone finden sich in regelmäßigen Abständen Engel, die Herrschaftsinsignien wie Szepter oder Reichsapfel präsentieren. Auf den vier Türmen thronen die Evangelisten, durch ihre Symbole dargestellt (Stier, Löwe, Engelwesen, Adler). Sie umgeben das mittige Gotteslamm mit seiner Siegesfahne. Über den zwölf Toren der Gottesstadt sieht man unter Baldachinen je drei Apostel, darunter links wie rechts drei Tore mit offenen Türflügeln. An zwei Positionen haben wir zwar die Baldachine, die Tore jedoch fehlen, weil hier bereits die Gurtbögen ansetzen. Neben den Aposteln stehen Engel mit individuellen Gesichtszügen. Durch eine in den Bogen gesetzte Himmelsleiter, auf der weitere Engel auf- oder absteigen, ist die Stadt mit dem irdischen Bereich verbunden. Abgesetzt vom Deckengemälde findet sich Johannes der Seher in einem der darunterliegenden Zwickel. Der grünblaue Grundton der Malerei will nicht, wie man vermuten könnte, den Himmel suggerieren, sondern er findet sich auch auf anderen Malereien dieser Kirche und entsprach dem Zeitgeschmack. Dies trifft auch auf den Zackenstil zu, in dem sich bereits die Gotik ankündigt. Über die Jahrhunderte sind die Farben verblasst und die Malereien an der linken Seite verlustig (drei der Apostel fehlen vollständig). Eine digitale Rekonstruktion macht es jedoch möglich, einen Eindruck zu gewinnen, die die Gurker Fresken im 13. Jahrhundert vollständig ausgesehen haben:
Siegfried Hartwanger: Der Dom zu Gurk, Klagenfurt 1963.
Karl Ginhart: Die Datierung der Fresken in der Gurker Westempore, in: Carinthia, 157, 1, 1967, S. 9-174.
Siegfried Hartwanger: Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan, Salzburg 1994.
Waldemar Posch, Josef Wilfing: Die Fresken der Bischofskapelle in der Westempore. Dom zu Gurk, Passau 2000.