Erstmals setzte sich der Künstler Jakob Schwarzkopf (1926-2001) 1956 mit dem Thema des Himmlischen Jerusalem auseinander, damals im Rahmen der Lauretanischen Litanei, für die Kirche St. Mariä Geburt in Grevenbroich-Noithausen. Wenige Monate danach erfolgte ein Auftrag für drei Chorfenster für die Krankenhauskapelle der Barmherzigen Brüder in Trier (kurz Brüderkrankenhaus). Diese wurden 1958 von der Firma Binsfeld, ebenfalls in Trier, angefertigt und eingebaut.
Die Barmherzigen Brüder betreiben an diesem Ort seit 1889 ein Krankenhaus, welches aus einem Kloster hervorging. Über die Jahrzehnte wurde es immer wieder erweitert, es besteht aus zahlreichen Bauten, die durch Tunnel und Brücken verbunden sind. Es ist nicht einfach, dieses Kunstwerk im Gewirr der Gänge und Abteilungen aufzufinden, zumal die Auskunft der Klinik diese Kapelle gar nicht kennt. Auf Nachfrage wird der Besucher in die im neugotischen Stil gehaltene Kloster- und Krankenhauskapelle gewiesen, ein Meisterwerk des Historismus, in dem man die Schwarzkopf-Fenster jedoch vergeblich sucht. Nach längerem Umherirren (ohne GPS) konnte mir ein diensthabender Chirurg helfen, der von meinem Anliegen so berührt war, dass er mich über mehrere Stationen bis zur Augustinus-Kapelle begleitete (nicht zu verwechseln mit der Augustinus-Kirche, die sich unweit ebenfalls in Trier befindet, was die Verwirrung noch vergrößern kann).
Auch diese Kapelle hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert, wurde aber, wie die Kloster- und Krankenhauskapelle, im Zweiten Weltkrieg zerstört und brannte aus. Beim Wiederaufbau waren die Themen der mosaischen Gesetzestafeln (links), die Emmaus-Jünger (Mitte) und das Neue Jerusalem (rechts) von den Mönchen vorgegeben, wie auch die Inschrift „In Gott“ bei der Auftragsvergabe gewünscht war.
Bei der sonstigen künstlerischen Ausgestaltung war der Künstler frei. Schwarzkopf arbeitete an einer Lösung, die später noch ausgefeilter und komplettierter werden sollte, hier aber bereits im Kern vorhanden ist:
-bei den Formen überwiegt die vertikale und horizontale Linie, meist ergeben sich Rechtecke, kaum jedoch Wellen oder Bögen
-Gelb, dann vor allem Rot und Blau als Primärfarben dominieren, Mischfarben werden gemieden
-die Tore der Stadt werden in gelber Farbe gezeigt, im oberen Bereich haben sie immer Zinnen
-Verzicht auf erzählerische Bildelemente, Konzentration auf das Wesentliche.
Neben den Toren, die Schwarzkopf noch öfters beschäftigen sollten, hat er hier zwei weitere Bildelemente aus der Apokalypse eingefügt: eine Taube als Verweis auf den göttlichen Geist, und mehrere Tropfen, die an das Opfer des Lamms erinnern.
Die Augustinus-Kapelle als intimer Raum wird gerne genutzt, auch zu Tagungen und kleineren Konzerten. Tagsüber finden sich hier öfters Kranke ein, da diese Kapelle sich gewissermaßen im Zentrum des Krankenhauses befindet und von allen Fachabteilungen gut zu erreichen ist. Der Vollständigkeit soll erwähnt werden, dass Schwarzkopf 1994 die Kapelle und den Flur vor ihr um weitere, überwiegend abstrakte Fenster erweiterte, wobei aber das Himmlische Jerusalem keine Rolle spielte.
Festschrift zur Einweihung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf, Trier 1968.
Franz Ronig: Renovierung der Kirche im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier, in: Rheinische Heimatpflege, 9, 4, 1972, S. 280-282.
Im Dienst am Mitmenschen: Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, Trier (1977).
Annette Jansen-Winkeln: Künstler zwischen den Zeiten – Jakob Schwarzkopf, Eitorf 2000.
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