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Jakob Schwarzkopf (1926-2001): Glasfenster in St. Mariä Geburt in Noithausen (1956)

In Noithausen, einem nördlichen Ortsteil von Grevenbroich, steht die römisch-katholische Kirche St. Mariä Geburt aus dem Jahr 1930. Wie fast überall im Rheinland haben die Umfassungsmauern der Kirche die Fliegerangriff des Zweiten Weltkriegs überstanden, jedoch gingen alle Glasfenster verlustig. Zum Teil weiß man nicht einmal, was darauf dargestellt war, oder wollte es auch nicht wissen. In St. Mariä Geburt entschied man sich in den 1950er Jahren für ein für die Nachkriegszeit gewagt modernes Fenster in den Grundfarben blau und rot, die auch als die Farben Mariens gelten.

Im oberen und unteren Bereich des vertikalen Rundbogenfensters finden sich auf weißem Grund zahlreiche Farbflecke, am Rand als Bordüre in Hellgrün gehalten. Im Mittelteil finden sich auch blaue Flecke und schmale Halbkreise in Rot. Diese abstrakte Komposition ist sehr dynamisch und hat etwas Musikalisches an sich. Das eigentliche Thema ist die Himmelspforte im Rahmen der Lauretanischen Litanei. Die beiden Flügel der Pforte (links rot, rechts gelb) sind in der unteren mittleren Fensterbahn dargestellt, als eine Art Verschlag horizontaler schräger Latten, die etwas Durchblick in den blauen und weißen Hintergrund gewähren. Die Arbeit ist von Jakob Schwarzkopf (1926-2001), der das Fenster im Schiff im Jahr 1956 ausführte. Es ist aus Antikglas, Blei und Schwarzlot. Für Schwarzkopf ist es die erste thematische Auseinandersetzung mit dem Himmlischen Jerusalem, weitere sollten bald folgen. Er ist einer der Künstler, die zunächst abstrakt arbeiteten, und dann im Laufe ihres Schaffens die Figürlichkeit entdeckten – seine Entwicklung ist kaum zu glauben, vergleicht man diese Arbeit mit seinem Fenster in Herz Jesu in Mayen (2000/2001).

Annette Jansen-Winkeln: Künstler zwischen den Zeiten – Jakob Schwarzkopf, Eitorf 2000.
Cornelia Schulte: Die Wallfahrtskirche St. Mariä Geburt in Grevenbroich-Noithausen (Baujahr 1930), in: Franz-Josef Radmacher, Stefan Kronsbein (Hrsg.): Archiv und Erinnerung im Rhein-Kreis Neuss, Neuss 2011, S. 331-340.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).

 

tags: Ruhrgebiet, abstrakt, Porta Coeli, Lauretanische Litanei, Jakob Schwarzkopf
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