Das „biblische Bilderbuch“ ist das Lebenswerk von Volkmar Heger aus Oldenburg, evangelischer Pfarrer aus Ostfriesland. Es entstand als Bastelei in langer Heimarbeit. Begonnen wurde es 1975, und bis bis 2007 wurden immer wieder Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. Dabei ließ Heger sich von den Bildern des Künstlers Schnorr von Carolsfeld inspirieren, zumal Heger von seinem Großvater einst dessen berühmte Bilderbibel geschenkt bekommen hatte. Neben der Weihnachtsgeschichte, der Kreuzigung und der Ostergeschichte ist auch das Himmlische Jerusalem bildnerisch dargestellt. Dieser Teil des Kunstwerks entstand bereits in seiner ersten Form in den 1990er Jahren und wurde dann mehrfach überarbeitet.
Viele Einzelheiten gehen auf Ideen Hegers zurück: An den Mauern sind gerissene Ketten angebracht, da Christus sich und andere von Ängsten und Zwängen befreit hat, Engel halten Kerzen als Friedenslichter, die zwölf Tore tragen die zwölf Monatszeichen, die Mauern sind mit Musikinstrumenten geschmückt, die Häuser sind vergoldete Eisenbahnmodellhäuser. Die Unterstadt besteht dabei aus zehn, die Oberstadt aus 14 Häusern. Darüber hinaus gibt es noch drei Burgen auf Bergen (die für die Dreieinigkeit stehen). Ein Glasbaum entspricht dem Lebensbaum, ein Perlenbaum dem Baum der Erkenntnis und ein Brunnen entspricht dem Lebenswasser (gefertigt nach dem Vorbild des Schönen Brunnens zu Nürnberg). Überhaupt sind in dieses Neue Jerusalem die verschiedensten Gegenstände eingearbeitet, sogar echtes Moos. Viele dieser Gegenstände
stammen aus Israel, einige auch aus Jerusalem (u.a. ein Teil der Figuren).
Viele Jahre war das biblische Bilderbuch im Wohnzimmer des Pfarrers in Grabstede aufgestellt und kam beim Religions- und Konfirmationsunterricht zum Einsatz. Das imposante Gesamtkunstwerk von etwa 5 x 5 Meter stand zunächst im Wohnzimmer Hegers. Seit 2007 war es dann in einem Raum der Lorenzkirche im niedersächsischen Schöningen, war aber öffentlich nicht mehr zugänglich. Leider war es aber für Nagetiere aller Art zugänglich, die von dem Neuen Jerusalem vor allem Pappe und Papier anfraßen. Die Reste wurden um 2020 von der Gemeinde entsorgt.
Henger, der mir kurz vor seinem Tod ein seltenes Bild seines biblischen Bilderbuchs zukommen ließ, schrieb dazu: „Der Betrachter steht vor Jerusalem wie vor einer Landschaft. Sie erstrahlt aus sich selbst, was ich durch Gold zum Ausdruck bringen will. Christus wird ja auch mit einer goldenen Krone dargestellt, und so ist die Stadt die eigentliche Krone der Schöpfung. Einzelheiten sind hier nicht so wichtig, obwohl ich darauf viel Zeit und Liebe verwendet habe. Ich hatte das Ziel, einen harmonischen Gesamteindruck entstehen zu lassen, wie bei einer Musik, wo man sich ja auch nicht für die einzelne Note interessiert, sondern für die Stimmung“.
Zum Künstler:
Volkmar Heger, geboren 1939, ist 77 Jahre alt geworden. Er studierte Theologie und kam nach seiner Ordination im Jahr 1969 nach Wilhelmshaven-Bant, um dort eine Pfarrstelle zu übernehmen. 1974 wechselte er zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bockhorn-Süd in Grabstede im Landkreis Friesland in Niedersachsen. Dort versah er seinen Dienst bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2004.
Für 30 Jahre war er Pastor in Grabstede. Dort hat er sich vor allem den Familien angenommen und war im Bereich der Friedhofsgemeinschaft Bredehorn/Moorwinkelsdamm aktiv. Ein anderer Schwerpunkt war die Arbeit mit Konfirmanden. Für diese entwickelte er das pädagogische Konzept eines biblischen Bilderbuchs, welches auch als Advents-Landschaft bezeichnet wird. Immer wieder arbeiteten auch Konfirmanden an dem Kunstwerk mit, indem sie Farbe auftrugen oder Miniaturhäuser nach Anleitung Hegers bastelten. Am 14. Januar 2014 ist Heger verstorben und wurde in Oldenburg begraben.