Sepp Hürten (1928-2018): Tabernakel aus St. Maria Königin in Kerpen (1994)
1994 wurde der Kölner Bildhauer Sepp Hürten (1928-2018) mit der Neugestaltung des Altarraums der römisch-katholischen Kirche St. Maria Königin in Sindorf bei Kerpen beauftragt. Hürten stand vor der Herausforderung, neue Werke harmonisch dem Bestand aus den 1950er Jahren zuzuführen, wo sich schon eine Glasmalerei mit der Himmelspforte von Wilhelm Buschulte befand. Hürten wählte, wie öfters in seinem liturgischen Schaffen, das Himmlische Jerusalem zum Thema dieses Sakralgegenstandes und legte eine durchdachte und überzeugende Arbeit vor, die seitdem der künstlerische Höhepunkt der ansonsten eher schlichten Nachkriegskirche ist.
Der vorhandene Zelebrationsaltar wurde verkleinert und zwei Elemente fanden als steinerner Unterbau des Tabernakels wieder Verwendung. Seinen neuen Aufstellungsort fand er rechts im vorderen Altarbereich in unmittelbarer Nähe der Klinkerwand. Die Frontseite hin zur Gemeinde zeigt den Lebensbaum mit dem Lamm Gottes, welches durch die Tabernakeltüren zweigeteilt ist. An der Nord-, Ost- und Südseite des Tabernakels wurden drei fast identische bronzene Reliefplatten gesetzt. Sie zeigen offene Tore mit Mauern und Zinnen, über denen sich zahlreiche Häuser aneinanderreihen und in pyramidaler Form nach oben verjüngen. Die Füllung der Rundbogenpforte und Teile des Hintergrundes sind vergoldet und heben sich hell von der dunkelbraun getönten Bronze ab. Damit soll auch angedeutet sein, dass die Pforten offen stehen und göttliches Licht durch sie nach außen strömt.
Das Zeltdach des Tabernakels zeigt zwölf Tore. Jedes Tor besitzt an der Basis einen Perlenfries, darüber drei Rundbögen, deren Füllung auch hier vergoldet wurde. Oben hat der Künstler ein kleines Zeltdach mit einer stilisierten Engelsfigur bekrönt – damit ist jedes Tor eine Kopie des großen Tabernakels. Da vier der Tore in die Ecken gesetzt sind, kann man von jeder Seite auch vier Tore aneinandergereiht sehen, insgesamt sind es zwölf.
Heinz Abts: Magnificat – Meine Seele preist die Größe des Herrn, Kerpen-Sindorf 2006.
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