Die evangelische Peterskirche ist eine der sogenannten Dotationskirchen der Stadt Frankfurt am Main. Sie ist seit 1803 Eigentum der Stadt, die zu ewigem Unterhalt und Betrieb verpflichtet ist, unabhängig davon, ob es in Zukunft überhaupt noch Christen in Frankfurt gibt. Da die Innenstadtkirche im 21. Jahrhundert von der Gemeinde so gut wie nicht mehr genutzt wurde, hat die Stadt sie von 2004 bis 2007 zu einem Jugendbegegnungszentrum umgebaut. Nach intensiver und auch langer Diskussion war es gelungen, dass das Fenster, deren christliche Symbolik heute kaum ein Besucher verstehen dürfte, erhalten werden konnten. Sie wurden in einen Showroom für Vorträge und Konzerte integriert und können teilweise abgehangen werden, so dass sie als nicht störend empfunden werden.
Wie größte Teile der Frankfurter Altstadt wurde auch die Peterskirche 1944 durch Fliegerbomben schwer zerstört und war als Kirche nicht mehr nutzbar. Von 1961 bis 1965 wurde sie von Theo Kellner und Wilhelm Massing vereinfacht wiederaufgebaut. Für die Fenster hatten die beiden Architekten den Glasmaler Charles Crodel (1894-1973) beauftragt. Dieser hatte in Frankfurt zuvor bereits Glasfenster ausgeführt, und in anderen Städten auch das Thema des Neuen Jerusalem aufgegriffen, so 1957 in Berlin (als Mosaik) und 1958 gleich zwei Mal in Pforzheim. In der Peterskirche hat Crodel das Motiv farblich matter und auch mehr abstrakt dargestellt. Anders als zuvor war hier eine horizontale Bahn vorgegeben, die zudem durch vier Mauerträger durchbrochen war.
Auf somit fünf vertikalen Bahnen an der Schmalseite des Raums über dem Altar verteilt sich eine ovalförmige Stadtlandschaft. Sie besteht aus zahlreichen Häusern, von denen man immer wieder Dreiecksgiebel samt Dachschindeln, Türme und Mauerbögen entdecken kann. Einerseits kann man von oben in diese Stadt sehen, zugleich blickt man unten frontal auf ihre Außenseite. Dadurch wird es möglich, im unteren Bereich Tore mit einer blauen Füllung auszumachen. Hellblaue, kreisförmige Elemente im Rundbogen dieser Tore erinnern an die Perlen der Stadt. Farblich besteht die mehrere Meter große Fensterwand allein aus blauen, gelben und braunen Scheiben, die Crodel in ganz unterschiedlicher Tönung gesetzt hat, so dass um die Stadt Wellenbänder entstehen, oder in der Stadt Mauerzüge, zufällig (?) ähnlich den Grafiken von Sister Morgan in den USA.
Charles Crodel. 1894-1973. Vorwort von Alfred Hentzen, mit Beiträgen von Wolf-Dieter Dube, Doris Schmidt und Hans Kinkel, München 1974.
Joachim Proescholdt: Dein Himmel ist wie ein Teppich. Glasmalereien von Charles Crodel in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1988.
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